Klischee-Fahrer: Die Vorurteile im Straßenverkehr

Von Frauen, Opas und Holländern: Jacqueline Grünewald vom ADAC nimmt die gängigsten Klischees unter die Lupe.

Düsseldorf. „Frau am Steuer: Ungeheuer.“ So lautet nur eines der unzähligen Vorurteile und Klischees im Straßenverkehr. Doch ist an diesen Thesen etwas Wahres dran? Oder handelt es sich dabei lediglich um böswillige Unterstellungen, die schlichtweg falsch sind? Unsere Zeitung hat ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünewald mit einigen der gängigsten Vorurteile konfrontiert. Die Verkehrsexpertin über das Klischee. . .

. . . „Frauen sind schlechtere Autofahrer als Männer“: Diese Behauptung ist falsch. Frauen fahren lediglich vorsichtiger als Männer. An der Unfallstatistik kann man die Qualität des Fahrens ablesen. Bei Unfällen im Innenstadtbereich ist die Quote von Mann und Frau ähnlich. Außerorts sind die Männer ganz weit vorn, vor allem bei den schweren Unfällen. Zwar fahren mehr Männer Auto als Frauen, sie fahren aber auch um einiges unvorsichtiger.

. . . „Frauen können nicht einparken“: Auch das kann man pauschal so nicht sagen. Parkrempler erlauben sich Männer und Frauen gleichermaßen. Das liegt aber heutzutage weniger am Unvermögen. Vielmehr sind die Autos unübersichtlicher geworden, was Probleme beim Rangieren und Einparken macht.

. . . „Junge Erwachsene fahren besonders unvorsichtig“: Da ist tatsächlich etwas dran, und die Unfallstatistiken belegen diese These. Die jungen Fahrer sind unerfahrener, haben aber eine hohe Risikobereitschaft. Vor allem vor Mitfahrern wollen sich die Heranwachsenden beweisen.

. . . „Ältere Verkehrsteilnehmer mit Hut und Handschuhen — sogenannte Sonntagsfahrer — behindern den Verkehr und sind ein Sicherheitsrisiko“: Das trifft nur teilweise zu. Ab dem Alter von 75 Jahren aufwärts steigt die Unfallrate rasant an. So verhielt es sich vor einigen Jahren noch bei Fahrern ab 65 Jahren aufwärts. Heute ist die Konstitution der Menschen sowie deren Hilfsmittel wie Hörgeräte und Sehhilfen besser. Der heutige 60-Jährige ist praktisch der 50-Jährige von vor einigen Jahren. Ältere Verkehrsteilnehmer haben mehr Erfahrung, fahren aber nicht mehr so oft, dafür meist vorsichtiger und zurückhaltender. Grundsätzlich sollte man ab einem gewissen Punkt selbstkritisch genug sein und genau beobachten, ob man im Alter noch fit genug zum Autofahren ist.

. . . „Holländer fahren auf deutschen Straßen stets auf der Mittelspur und nie schneller als Tempo 120, und Mercedes- und BMW-Fahrer fahren rücksichtslos und drängeln“: Beide Thesen sind statistisch nicht zu belegen. Fakt ist aber, dass holländische Kennzeichen ebenso wie die Fahrzeuge bestimmter Marken mit einem gewissen Ruf verbunden sind und im Straßenverkehr ohnehin mehr auffallen als ,normale’ Autos. Wahrscheinlich sticht rücksichtsloses Fahrverhalten oder das langsame Fahren auf der Mittelspur bei anderen Verkehrsteilnehmern einfach nicht so ins Auge.

. . . „Die meisten Unfälle passieren auf Autobahnen“: Das ist falsch. Statistisch gesehen ist das Fahren auf der Autobahn sogar am sichersten — trotz der hohen Geschwindigkeit. Mit fast 70 Prozent passieren die mit Abstand meisten Unfälle auf Landstraßen — viele davon enden tödlich. Grund dafür sind die auch dort teilweise hohen Geschwindigkeiten und der Umstand, dass diese von den Fahrern unterschätzt werden. Das führt vor allem an Einmündungen, Kreuzungen, scharfen Kurven oder Kuppen zu Unfällen.

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