Wie werde ich...? Investmentfondskaufmann

München (dpa/tmn) - Das Ansehen von Menschen, die an der Börse ihr Geld verdienen, hat seit der Finanzkrise arg gelitten. Das dürfte manche davon abschrecken, einen Beruf in diesem Bereich zu ergreifen.

Dabei bietet die Branche nach wie vor gute Jobchancen.

Sophie Winkler hat früh erkannt: Die Finanzbranche bietet ihr eine Zukunft. Trotz Krise entschied sie sich, nach dem Abitur eine Ausbildung zur Investmentfondskauffrau zu beginnen. Nun wird Sophie zu etwas ausgebildet, unter dem viele ihrer Freunde nach wie vor Bahnhof verstehen. „Ich selbst hatte am Anfang auch keine wirkliche Vorstellung, was bei der Ausbildung auf mich zukommt“, gibt die 22-Jährige offen zu. „Ich bin einfach vorurteilslos an den Beruf herangegangen.“

Nach der Hälfte ihrer Ausbildung bei der BayernInvest hat Sophie schon viele Aufgaben der Investmentfondskauffrau kennengelernt. Sophie führt etwa die Buchungen für die Geschäfte aus, die Fondsmanager am Tag abgeschlossen haben.

Bewerber sollten sich darüber klar sein, dass sie in diesem Beruf im Hintergrund arbeiten. „Investmentfondskaufleute üben hauptsächlich Back-Office Tätigkeiten aus“, erklärt Wolfgang Raab vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). „Sie berechnen Preise von Fonds und analysieren Aktienmärkte.“ Dabei ist strategisches Denken gefragt. Die recherchierten Informationen bilden die Grundlage für Entscheidungen, die Fondsmanager treffen. „Sie stehen auch nicht am Schalter und verkaufen Produkte. Das geschieht in den Banken“, erläutert Raab.

Aus diesem Grund unterscheidet sich die relativ neuartige Ausbildung auch von der etablierten Bankkaufmannslehre. „Bankkaufleute lernen Themen wie Zahlungsverkehr. Das brauchen die Investmentfondskaufleute nicht“, sagt Traude Baltruschat, Ausbildungskoordinatorin an der Berufsschule für Finanz- und Immobilienwirtschaft in München. Dafür vertiefen Investmentfondskaufleute ihr Wissen über Immobilienfonds und Wertpapiere. Später können sie an der Börse, bei Banken oder Versicherungen arbeiten.

Drei Jahre dauert die Ausbildung. Neben den Praxisphasen in den Unternehmen gehen die angehenden Fondsexperten blockweise in die Berufsschule. Nur zwei Schulen deutschlandweit bieten die spezialisierte Ausbildung an: „Wir haben hier in München seit 2005 eine Klasse für Investmentfondskaufleute, und in Frankfurt gibt es zwei weitere Klassen seit 2003“, erklärt Baltruschat.

Noch ist der Berufszweig relativ klein. Rund 40 bis 50 Schulabgänger beginnen jedes Jahr mit ihrer Ausbildung. Besondere Voraussetzungen müssen sie nicht erfüllen. „Mittlere Reife ist Minimum, aber die meisten haben Abitur“, sagt Raab.

Wer Sorgen hat, dass seine Mathematikkenntnisse für den Beruf in der Finanzwelt nicht ausreichen, den kann Sophie beruhigen. „Ich hatte Deutsch und Englisch als Leistungsfächer in der Schule.“ Mathematik im Abi ist demnach kein Muss, aber ein Verständnis von Zahlen sollten die Bewerber schon mitbringen. „Interesse an Wirtschaft ist natürlich auch eine Voraussetzung“, erklärt Raab.

Mit diesem Rüstzeug können Anwärter für diesen Beruf auch die Bewerbertage an den ausbildenden Firmen bestehen. „Ich habe mich direkt bei BayernInvest beworben und wurde zu einem Assessment Center eingeladen. Erst kam ein Gruppengespräch, in dem uns ein Thema gestellt wurde, das wir diskutieren sollten. Dann hatten wir einen Mathetest und zum Schluss Einzelinterviews“, schildert Sophie, wie sie an ihren Ausbildungsplatz kam.

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