Wie werde ich...? Kinobetreiber/in

Berlin (dpa/tmn) - Vom Arthouse bis zum Multiplex: Die Kinobranche ist umkämpft. Seit ein paar Jahren geht die Zahl der Lichtspielhäuser zurück. Gleichzeitig macht die Branche Umsatz wie nie. Wer selbst ein Kino betreiben will, braucht mehr als einen Sinn für Film.

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Pro Tag erreicht das Kino Moviemento in Berlin-Kreuzberg eine Bewerbung. Popcorn verkaufen, Karten abreißen, dann die neuesten Filme für lau sehen: Viele stellen es sich romantisch vor, als Aushilfe im Filmtheater zu arbeiten. Gefragt nach ihren Qualifikationen, sagen die Bewerber häufig, dass sie sich für Film interessieren. Iris Praefke weiß dann schon, dass da wieder einer eine falsche Vorstellung hat. „Ich bin handwerklich begabt und kann kellnern“ - das würde sie gerne einmal hören.

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Iris Praefke betreibt mit ihrem Mann eines der ältesten Kinos in Deutschland. 2007, mit 27 Jahren, hat sie es übernommen. Damals hatte sie gerade ihr Soziologie-Studium abgeschlossen. Seitdem zeigt sie in drei Sälen Filmkunst und arbeitet dafür manchmal 70 Stunden in der Woche. „Wer am Wochenende freihaben will und im Sommer drei Wochen Urlaub, darf nicht Kinobetreiber werden“, sagt Praefke.

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Als Betreiberin ist sie Managerin, Buchhalterin, Putzfrau und Handwerkerin in einem: Sie bereitet Sonderveranstaltungen wie Open Air-Vorführungen vor, macht die Programmplanung und am Abend steht sie bei Bedarf auch mal an der Kasse oder saugt nach der Vorstellung den Saal, um den „Popcorn-Terror“ zu beseitigen.

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Mit dem Moviemento bespielt Praefke drei von insgesamt 4610 Kinosälen in Deutschland. Mehr als 1000 Kinobetreiber gibt es. Die meisten von ihnen sind Einzelkämpfer. Cineplexe sind ein Zusammenschluss von diesen. Sie treten nach außen gemeinsam auf, aber jeder Betreiber macht sein eigenes Programm, erklärt Andreas Kramer vom Verband HDF Kino.

Multiplexe sind Ketten wie Cinestar, Cinemaxx oder UCI, die bundesweit Kinos haben und dort ein ähnliches Programm zeigen. Daniel Schumann, 35, ist Theaterleiter in einem Multiplex, dem Cinemaxx in München. Er ist Herr über sieben Säle und 1500 Plätze. Schumann fing während seines Studiums der Kunstgeschichte als Servicekraft an. Mit den Jahren stieg er auf - als er den Studienabschluss in der Tasche hatte, bot ihm die Firma einen Posten als Theaterleiter-Assistent an.

Schumann gefällt, dass seine Arbeit viele Facetten hat. „BWL, Marketing oder Personal“, die Palette seiner Tätigkeiten sei breit. Wer sich zu fein sei, auch einmal den Saal zu putzen, lasse besser die Finger davon. Wer den Job machen will, sollte gern mit Menschen zu tun haben und Service machen, sagt er.

Eine spezielle Ausbildung zum Kinobetreiber gibt es nicht. „Die meisten haben einen ersten Berufsabschluss, häufig in einem kaufmännischen Bereich“, sagt Kramer. Das kann zum Beispiel neben einem Studium auch eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien sein. Wichtig sei, sich bei einem Praktikum zunächst ein Bild vom Kinoalltag zu machen.

Der Markt für Kinobetreiber sei hart umkämpft, sagt Kramer. Seit ein paar Jahren geht die Zahl der Lichtspielhäuser zurück. Gleichzeitig hat die Branche 2012 und 2013 Rekordumsätze gemacht. Im Schnitt geht jeder Einwohner Deutschlands 1,6 Mal pro Jahr ins Kino.

Wer sich für den Beruf interessiert, dem sollte klar sein, dass Kinobetreiber auch abends und am Wochenende arbeiten müssen. Die Gehälter im Kino schwanken je nach Tätigkeitsbereich und Region, sagt Kramer vom HDF-Verband. Bei Cinemaxx liegt das Einstiegsgehalt für einen Theaterleitungsassistenten bei rund 25 000 Euro brutto pro Jahr.

Praefke sagt, dass es ihr und ihrem Mann sowieso nicht um Gewinnmaximierung geht. „Wir zeigen im Moviemento, was wir zeigen wollen.“ Fast jeden Film, der bei ihnen läuft, hat sie auch selbst gesehen.

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