Wie werde ich...? Taucher

Bremerhaven (dpa/tmn) - Das Hobby zum Beruf machen und damit Geld verdienen, wofür andere es ausgeben? Wer mit diesen Erwartungen Berufstaucher werden möchte, wird enttäuscht. Der Beruf ist mühsamer, als mancher denkt.

Sein allerliebster Arbeitsplatz ist die Talsperre, sagt Marco Diehl. „Dort ist die Sicht gut und das Wasser meistens schön klar.“ Der 38-Jährige darf sich seit kurzem „geprüfter Taucher“ nennen. Dafür hat er eine Fortbildung gemacht, die zwei Jahre dauert. Diehl hat Industriemechaniker gelernt, dann war er Taucher bei der Marine. Anschließend arbeitete er in der chemischen Industrie. „Als die Firma Pleite machte, musste ich mich fragen, was ich nun arbeiten wollte. Da kam ich schnell auf die Idee, dass ich etwas mit dem Tauchen anfangen könnte“, sagt er.

Er meldete sich bei der Nordseetaucher GmbH, und es klappte. Solche Leute wie Marco Diehl sucht Claus Mayer, Geschäftsführer der Firma, immer händeringend. „Wir brauchen qualifizierte Handwerker aus allen Bereichen da unten, die Sicht ist teilweise gleich null und das Wasser eigentlich nur ein Hindernis auf dem Weg zur Arbeit.“

Die Voraussetzungen für die Fortbildung sind eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein Mindestalter von 21 Jahren und das Bestehen einer umfangreichen gesundheitlichen Überprüfung. „Am besten ist natürlich eine handwerkliche Ausbildung oder eine, die mit der Schifffahrt zu tun hat.

Das Programm ist zweigeteilt: Einerseits müssen die Taucher 40 Stunden in dem Unternehmen arbeiten, das sie eingestellt hat. Zwischendurch geht es dann immer wieder zu Lehrgängen, die die Taucher selbst organisieren und bezahlen müssen. Rund 10 000 Euro kommen für die vier Lehrgänge zusammen.

Nach zwei Jahren müssen die Taucher die Prüfung ablegen, das geht in Deutschland nur bei der IHK Lübeck oder Kiel. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 30 Taucher den Abschluss gemacht. Im bis zu sechs Stunden dauernden theoretischen Teil werden die Prüflinge zum Beispiel zu Gerätekunde und tauchermedizinischen Kenntnissen befragt. „Im praktischen Teil wird dann die Bedienung von Tauch- und Arbeitsgeräten geprüft und Taucharbeiten wie Schweißen und Schneiden, Betonieren oder Montieren müssen durchgeführt werden“, sagt Hans Joachim Beckers, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung bei der IHK Kiel.

Doch wo und was arbeitet man genau als fertiger Berufstaucher? Da immer mehr Windparks gebaut werden, werden viele Taucher dort eingesetzt, arbeiten dann mehrere Wochen an den Offshore-Anlagen oder auch auf Öl- und Gas-Plattformen. Doch das ist nicht alles: Als Hafentaucher muss man den Rumpf von Schiffen untersuchen, als Bautaucher Brücken reparieren oder Talsperren instand halten.

Die Bezahlung ist nicht schlecht. „Die Taucher verdienen im Schnitt 14 Euro in der Stunde, dazu kommen 10 bis 30 Euro Tauchzulage pro Einsatzstunde. Wenn jemand nicht ganz so motiviert ist, geht er mit 3500 Euro raus, wenn er aber viele Tauchgänge macht, können es auch mal 6000 bis 10 000 Euro im Monat werden“, sagt er.

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