Die neuen Väter: Traditionelle Ernährer und Familienmenschen

Der Großteil der Männer will so viel Zeit wie möglich mit den Kindern verbringen — dafür aber nicht auf die Karriere verzichten.

Die neuen Väter: Traditionelle Ernährer und Familienmenschen
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Berlin. Bei der vieldiskutierten Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehen zumeist die Mütter im Fokus der Aufmerksamkeit. Doch was ist eigentlich mit den Vätern? Das Forsa-Institut hat jetzt deren Idealbild von Kind und Karriere näher untersucht. Das Ergebnis kündet von einer inneren Zerrissenheit: Väter wollen am liebsten traditioneller Ernährer und perfekter Familienmensch in einer Person sein.

Auf die Frage, was einen guten Vater ausmacht, sagen 81 Prozent der Männer zwischen 20 und 55, dass sie so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern verbringen. Gleichzeitig bekennen sich jedoch 61 Prozent zu der Aussage, sie sorgten mit ihrem Einkommen dafür, „dass es der Familie gut geht“. Politisch betrachtet ist diese zwiespältige Erkenntnis eigentlich eine Steilvorlage für die neue Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig.

Die SPD-Politikerin hatte erst vor wenigen Tagen ihre „Vision“ von einer geringeren Wochenarbeitszeit für Eltern unters Volk gebracht. Das stoppte die Kanzlerin. Das Problem ist allerdings auch, dass die Väter herzlich wenig von Teilzeitarbeit halten. Laut Forsa gehen 90 Prozent von ihnen wie selbstverständlich einem Vollzeiterwerb nach. Lediglich vier Prozent arbeiten verkürzt. Auch das vor sieben Jahren eingeführte Elterngeld vermochte daran kaum etwas zu ändern. Zwar nehmen auch immer mehr Väter die bis zu 14 Monate währende Elternzeit in Anspruch — mittlerweile sind es 44 Prozent. Die allermeisten bevorzugen aber die „Schnuppervariante“ von zwei Monaten.

Und viele Mütter haben offenbar nichts dagegen. So kam eine Untersuchung der Zeitschrift „Eltern“ zu dem Schluss, dass der vollzeitarbeitende Mann und die teilzeitarbeitende Frau das bevorzugte Erwerbsmodell junger Familien ist. Der Kölner Soziologe Thomas Gesterkamp, der die Forsa-Studie begleitete, führt dies auf zwei gesellschaftliche Umstände zurück: Zum einen gebe es noch viele Vorgesetzte, die diese traditionelle Arbeitsteilung selbst praktizierten. Da liegt es auf der Hand, dass teilzeitarbeitende Väter Nachteile befürchten. Und zum anderen sorge das Steuer- und Sozialrecht für entsprechende Anreize.

Gemeint sind hier zum Beispiel das Ehegattensplitting, das die Alleinverdiener-Ehe steuerlich begünstigt, sowie die beitragsfreie Mitversicherung, wenn der Partner keiner Erwerbsarbeit nachgeht. „Die staatlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen sind immer noch ein großes Hindernis für aktive Väterlichkeit“, resümierte Gesterkamp. Dabei ist es keineswegs mehr so, dass Vätern die Hausarbeit und Kinderziehung fremd wäre. Laut der Forsa-Erhebung, die im Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ entstand, sagen 71 Prozent, dass sie sich mit dem Wickeln und Füttern des Nachwuchses auskennen. Unter den jüngeren Vätern sind es sogar 81 Prozent.

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