Enkeltrick und andere Maschen: Misstrauen schützt am besten

Berlin (dpa/tmn) - Mal geben sie sich als Verwandter aus, mal als bedürftig: Betrüger kennen viele Maschen, um Senioren auszunutzen. Eine gesunde Portion Skepsis kann Ältere schützen. Und im Zweifelsfall sollten sie sich Freunde oder Nachbarn zur Unterstützung holen.

Der Mann klingt so freundlich am Telefon. „Sie haben mal Teppiche bei mir gekauft. Ich könnte sie ihnen nun zu einem Sonderpreis reinigen“, sagt der Anrufer zu einer älteren Dame in der Nähe von Frankfurt/Main. Die fast 90-jährige Frau lässt sich darauf ein, tatsächlich werden die Teppiche gereinigt - für 3000 Euro. „Senioren werden deutlich häufiger betrogen als beraubt“, sagt Monika Weiß, Ansprechpartnerin beim Landeskriminalamt (LKA) in Berlin für das Thema Seniorensicherheit.

Das beste Mittel gegen Betrug: Misstrauen. Die Tricks sind im Prinzip immer die gleichen, es gibt aber stets neue Varianten. Weiß teilt die Tricks in drei Kategorien auf: Die Täter suchen angeblich Hilfe, sie geben eine falsche Identität an oder sie täuschen eine Bekanntschaft vor.

Bei der letzten Variante ist vor allem der „Enkeltrick“ bekannt. Die Täter suchten im Telefonbuch nach Menschen mit Vornamen, die nach einer älteren Person klingen, erläutert Helmut Rüster von der Opferhilfe „Weißer Ring“ in Mainz - etwa „Heinz“ oder „Edeltraud“. Dann beginnt das Gespräch mit einem Satz wie „Hier ist dein Enkel“ oder „Rate mal, wer hier ist?“.

Der Täter schafft es schnell, eine scheinbare Vertrautheit herzustellen. Dann stellt er seine Forderung: Angeblich braucht er sofort dringend Geld - etwa für eine Autoreparatur oder eine teure ärztliche Behandlung. Er baut Druck auf, ruft mehrfach an, lässt den Senior kaum zum Nachdenken kommen.

Senioren sollten nie Details zu familiären oder finanziellen Verhältnissen preisgeben, rät Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention in Stuttgart. Der beste Schutz ist, einfach kommentarlos den Hörer aufzulegen.

Häufig nehmen die Betrüger auch eine falsche Identität an, dann treten sie etwa als Polizist, Handwerker, Bankangestellter oder Mitarbeiter der Stadtwerke auf. Grundsätzlich gilt: Erst mal keinen in die Wohnung lassen, sondern in einer sicheren Position bleiben - etwa mit Kette vor der Tür, an der Sprechanlage oder am Fenster. „Man sollte genau fragen, woher die Leute kommen“, rät Weiß vom Berliner LKA.

Die Betrüger wedeln in diesem Fall gerne mit einem Ausweis herum - den sollten sich die Senioren genau anschauen. Manche Ganoven haben sich nicht die Mühe einer Fälschung gemacht, sondern zum Beispiel einen Fitnesscenter-Ausweis in der Hand. Wirkt der Ausweis echt, lässt der vorsichtige Senior den unangekündigten Besuch trotzdem vor der Haustür stehen, sucht sich am besten im Telefonbuch die Nummer der angegebenen Dienststelle oder Firma heraus und fragt dort nach. Spätestens dann trollt sich der Betrüger in der Regel.

„Dem Täter muss klarwerden, dass da jemand aufpasst“, erklärt Rüster vom Weißen Ring. Deutliche Signale an ihn sind Sätze wie: „Sie werden sicher Verständnis haben, dass ich da vorsichtig bin und mich erst mal erkundige“. Sinnvoll ist es auch, beim Nachbarn zu klingeln - die Anwesenheit eines weiteren Menschen wirkt auf den Betrüger abschreckend. Meistens lauert auch noch ein weiterer Täter im Hintergrund. Hat sich sein Komplize Zugang zur Wohnung verschafft, dringt er ebenfalls ein und stiehlt Wertsachen.

Sind Senioren hinterhältig betrogen worden, hat das nicht nur finanzielle, sondern auch psychische Folgen. „Es ist ein Vertrauensverlust“, sagt Weiß. Oft droht auch Ärger mit der verständnislosen Verwandtschaft.

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