Expertin: „Rituale zum Frauentag werden gewünscht“

Berlin (dpa) - Ob Blumen verschenken, diskutieren oder einfach ignorieren: Den Internationalen Frauentag am 8. März begeht jeder anders. Gebraucht werde der Tag aber auf jeden Fall noch - genau wie die Blumen, sagt die Frauenbeauftragte der Freien Universität Berlin.

Blumen zum Weltfrauentag? Das ist kein angestaubtes Ritual, sondern auch eine Art der Auseinandersetzung mit Gleichberechtigung, sagt Mechthild Koreuber, Frauenbeauftragte der Freien Universität Berlin, im Interview:

Warum wird der Internationale Frauentag auch nach mehr als 100 Jahren noch gebraucht?

Koreuber: „Solange wir nicht 50 Prozent Frauen in Leitungspositionen haben und solange wir immer noch zu wenig Studentinnen in Fächern wie Mathematik, Informatik oder Physik haben, ist das Thema nicht vom Tisch. Den 8. März brauchen wir, um zu diskutieren, in die Öffentlichkeit zu gehen - als einen Tag der Reflexion, aber auch als Jour Fixe für die Möglichkeit, politische Forderungen zu entwickeln und zu formulieren.“

In vielen Ländern und Regionen gibt es zum Frauentag spezielle Rituale, beispielsweise werden Blumen an Frauen verschenkt. Brauchen Menschen diese Rituale noch?

Koreuber: „Ich glaube, die Rituale werden gewünscht. Ich weiß das von meinen Kolleginnen an Hochschulen in den neuen Ländern und auch im Ostteil der Stadt, dass es eine Erwartungshaltung gibt. Ich finde es richtig, dieser Erwartungshaltung zu entsprechen. Es gibt einfach verschiedene Möglichkeiten der Pflege des 8. Märzes. Das ist legitim und in der jeweiligen historischen Entwicklung begründet. Ich würde es auch nicht als ein angestaubtes Ritual begreifen, sondern als eine Auseinandersetzung mit Fragen der Gleichstellung von Frauen.“

Interessieren sich junge Frauen heute noch für den 8. März?

Koreuber: „Meine Töchter interessieren sich zum Beispiel dafür mit ihren 18 und 20 Jahren und auch die jungen Studentinnen. Das merken wir wenn es um Veranstaltungen im Bereich der Geschlechterforschung geht. Da haben wir nie das Problem, dass wir zu wenig Studierende haben, die diese Veranstaltungen belegen.“

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