High-tech im Kinderzimmer: Spielzeug punktet mit Elektronik

Nürnberg (dpa) - Genügsame Klassiker sind schon lange out, ein simples Spielzeugauto reißt heute kaum ein Kind vom Hocker. Inzwischen muss es blinken, fauchen, flitzen. Und die elektronische Komponenten werden bei den aktuellen Spielsachen immer ausgeklügelter.

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Der Siegeszug der Elektronik in den Kinderzimmern geht weiter: Die Roboter werden immer ausgefuchster, ferngesteuerte Flieger immer kleiner, selbst in vielen „klassischen“ Spielsachen sind Ton-, Licht- und Bewegungseffekte eingebaut. Auch die Verbindung mit einem Smartphone oder Tablet ist inzwischen längst keine Ausnahme mehr, wie die Neuheitenschau der Spielwarenmesse (28. Januar bis 2. Februar) in Nürnberg zeigte. Puristische Spielwaren hingegen scheinen eher auf dem Rückzug.

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Auf der Neuheitenschau präsentieren Unternehmen bereits am Tag vor Beginn der weltweit größten Spielwarenmesse ihre Neuheiten den Medien. Die Neuentwicklungen sind extrem wichtig für die schnelllebige Branche: Nicht einmal die Hälfte aller Spielsachen ist länger als zwei Jahre auf dem Markt, nur jedes zehnte Produkt schafft es, ein Jahrzehnt zu überdauern.

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Zugleich machen die Händler in Deutschland etwa die Hälfte ihres Jahresumsatzes mit den Neuheiten. Für sie gilt es daher, in den kommenden Tagen auf der Messe die zugkräftigsten Produkte zu entdecken und zu ordern. Im vergangenen Jahr glückte ihnen dies gut: Sie konnten ihren Umsatz nach vorläufigen Zahlen um mehr als vier Prozent auf gut 2,7 Milliarden Euro steigern.

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In diesem Jahr dürften viele High-tech-Produkte Abnehmer finden. Der Rumpf des kleinsten ferngesteuerten Hubschraubers ist inzwischen nur noch so groß wie das vorderste Glied eines Daumens; nur unwesentlich länger ist ein Exemplar mit Kamera und MicroSD-Anschluss zum Übertragen der Videoaufnahmen. Andere Fluggefährte können mit Hilfe eines Headsets mit Worten gesteuert werden, Drohnen kommen dank Positionsleuchten und Kamerafunktion jetzt auch nachts zum Einsatz.

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Gut einen Meter groß ist ein Roboter, den Kinder ab zehn Jahren aus verschiedenen Konstruktionsteilen zusammenbauen, bevor sie Bewegungen und Sprache programmieren. Zu kompliziert? „Ach was“, winkt Rick Keuter vom Hersteller Meccano ab. Auch Dirk Haizmann von Fischertechnik bestätigt: „Da haben Kinder überhaupt keine Hemmschwelle.“ Die Baden-Württemberger bieten in diesem Jahr eine neue, deutlich günstigere Reihe an Baukästen an, mit denen Themen wie Solarenergie „nicht oberlehrerhaft, sondern spielerisch“ verständlich werden sollen.

Weniger didaktisch sind Dinosaurier-Roboter, die ebenfalls mit Sensoren gespickt auf Rädern durch die Gegend düsen. Zieht man sie am Schwanz, fauchen sie und schnappen, bevor sie wieder einem Ball hinterherflitzen oder tanzen.

Moderne Technologien kommen auch in Spielsachen für deutlich jüngere Kinder zum Einsatz. So gibt es unter anderem einen Plüsch-Eisbären, der nicht nur auf bestimmte Fragen antwortet. Er kommentiert auch an den passenden Stellen die Geschichten, die das Kind sich von der dazu gehörenden App von seinem Smartphone vorlesen lässt.

Neben Technik setzen viele Hersteller in diesem Jahr auch auf kreative Bastelsachen. Befeuert von dem Boom der zu Armbändern knüpfbaren Plastikringe vom Vorjahr geht das Flechten, Knüpfen, Binden und Biegen 2015 weiter. Ähnlich der uralten Bügelperlen gibt es nun Kugeln, die zu Bildern oder dreidimensionalen Gebilden zusammengesetzt und dann miteinander verbunden werden - allerdings nicht mehr durch Hitze, sondern durch Wasser.

Andere Hersteller setzen auf fantasievolle Figuren, die sich mit Hilfe der Origami-Technik aus Papier falten lassen. Aus Pappe sind auch die „Wechselkleider“, mit denen die Kinder beim Modelleisenbahnhersteller Roco immer wieder neue Varianten der herkömmlichen Originalloks und -züge erstellen können.

Bauklötze, Rasseln und Brettspiele gibt es natürlich auch in diesem Jahr, doch spielen sie auf der Neuheitenschau so gut wie keine Rolle. Dafür erregt ein Hersteller von Spielzeugautos Aufmerksamkeit: Die handtellergroßen Flitzer sind als 3D-Puzzle aus Plastikteilen zusammengebaut - und extrem robust, wie Daniel Stiegler vom fränkischen Hersteller Herpa schildert. „Wenn das Auto mal im Sandkasten landet, kann man es sogar in den Geschirrspüler tun.“

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