In Großelternkursen lernen Senioren Umgang mit Enkelkindern

Zürich (dpa/tmn) - Man lernt nie aus: Auch Senioren können jetzt wieder die Schulbank drücken - in Großelternkursen. Hier steht nicht nur der Umgang mit Kindern und deren Eltern auf dem Stundenplan, sondern auch die Vernetzung mit anderen Omas und Opas.

In Großelternkursen lernen Senioren Umgang mit Enkelkindern
Foto: dpa

Den richtigen Umgang mit Enkelkindern können ältere Menschen in speziellen Großelternkursen lernen. Sie werden mittlerweile von vielen Kliniken, aber auch von Hebammen oder Familienzentren angeboten. Das ist kein Wunder: „Die Menschen leben nicht nur länger, sie sind auch viel länger gesund“, erklärte der Soziologe Prof. François Höpflinger. Das heißt, sie können viel aktiver am Leben ihrer Enkelkinder teilhaben. Ob Windeln wechseln oder Fläschchen geben: Die Kurse seien eine Möglichkeit, Wissen aufzufrischen.

Oft verbringen Oma und Opa viel mehr Zeit mit den Jüngsten als noch vor 50 Jahren. Denn heute sind in der Regel beide Elternteile berufstätig. Hier liegt aber Potenzial für Konflikte. „In den Kursen geht es nicht nur um die Enkelkinder, sondern auch um die mittlere Generation“, sagt Höpflinger. Denn Großeltern sollten sich zwar engagieren, dürften sich aber nicht einmischen. Dabei sei es nicht schlimm, wenn Oma und Opa das Enkelkind mal verwöhnen. Die Erziehung der Eltern hintertreiben sollten sie aber nicht, betont Höpflinger. In den Kursen gibt es Gesprächsrunden, in denen Erfahrungen ausgetauscht werden und die wichtigsten Fragen geklärt werden.

Während früher Erfahrungen eher von alt an jung weitergegeben wurden, hat sich dieser Lernprozess heute gewandelt. „Viele Großeltern wollen keine gestrandeten Zeitreisenden in einer Welt sein, die sie nicht mehr verstehen“, sagt Höpflinger. In den Kursen lernen die Senioren, den Lebensstil heutiger Eltern zu verstehen, und dabei gute Beziehungen aufzubauen. Höpflinger hat festgestellt: „Aus vielen Dingen halten die Senioren sich auch raus, um Konflikte zu vermeiden.“ Mit den Enkeln reden sie zum Beispiel meist nicht über Sexualität.

Doch die Großelternkurse dienen nicht nur der harmonischen Beziehung zwischen den Generationen. „Ältere Menschen können sich vernetzen, Gleichgesinnte finden und Erfahrungen austauschen“, erläutert Höpflinger. Oft suchen sie Sicherheit und Orientierung in einer Welt, die ihnen manchmal fremd ist. „Da ist es natürlich schön, mit Menschen zu sprechen, die ähnliche Sorgen und Probleme haben.“

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