Internet: Die digitale Pubertät

Eltern sollten ihre Kinder im Umgang mit Schüler-VZ und Facebook begleiten.

Düsseldorf. Die Nutzung sozialer Netzwerke im Internet wie Facebook und Schüler-VZ ist für Jugendliche eine Selbstverständlichkeit. „Wenn Eltern das ihren Kindern verbieten, sind diese gegenüber ihren Freunden und Klassenkameraden außen vor“, erklärte Dirk Poerschke vom Medienzentrum Rheinland während eines Vortrags für Eltern bei der Evangelischen Familienbildung Düsseldorf.

Erwachsene sollten sich klar machen, dass Jugendliche am stärksten in sozialen Netzwerken aktiv sind, wenn sie sich in der Pubertät befinden. Poerschke: „In dieser Zeit schafft man sich Freiräume und grenzt sich von der Welt der Erwachsenen ab.“ Frühere Generationen hätten sich dazu auf eine Parkbank zurückgezogen und heimlich geraucht. Diese ersten Erfahrungen mit Sexualität, Liebe und Erwachsensein fänden nun bei Facebook statt.

So fanden die Forscher des Hamburger Hans-Bredow-Instituts heraus, dass 86 Prozent der 15- bis 17-Jährigen bei einem sozialen Netzwerk angemeldet sind. Rund die Hälfte davon nutzt sogar die Systeme verschiedener Anbieter gleichzeitig.

Da die Mitglieder etwa 80 bis 90 Prozent ihrer Kontakte auch im realen Leben kennen, erfahren sie über ihre persönlichen Seiten im sozialen Netzwerk viel über die anderen, ohne auf dem Schulhof nachfragen zu müssen. Poerschke: „Da weiß ein Junge dann zum Beispiel, dass ein Mädchen gerne nach Kreta in den Urlaub fährt, und die beiden haben ein Gesprächsthema zum Anknüpfen.“

Der Medienexperte rät Eltern generell davon ab, ihren Kindern soziale Netzwerke zu verbieten. Stattdessen sollten Erwachsene sich mit dem Nachwuchs intensiv über mögliche Gefahren austauschen. „Ähnlich zur Verkehrserziehung müssen wir mit den Kindern in diese Kommunikationswelten gehen“, sagt Poerschke. Vielfach werde unterschätzt, dass Nutzer Daten im Internet nicht so einfach löschen können.

„Wir müssen Kindern schon in der Grundschule Kurse für soziale Netzwerke anbieten“, regt Poerscke an. Umso früher die Kinder einen bewussten Umgang mit dem Medium lernten, desto weniger Sorgen müssten sich die Eltern später machen. Für Grundschulkinder seien soziale Netzwerke bislang kaum ein Thema, doch die vorgegebenen Altersgrenzen würden immer seltener eingehalten: Facebook ist ab zwölf Jahren freigegeben, Schüler-VZ ab zehn Jahren.

„Ich war sehr skeptisch, was soziale Netzwerke angeht“, sagt Teilnehmerin Anette Schraar aus Düsseldorf, die einen elfjährigen Sohn hat. „Ich sehe nun aber ein, dass es für Kinder einfach dazu gehört.“

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