Keine Angst vorm Mitreden: Mündliche Noten verbessern

Mainz (dpa/tmn) - Ein Referat vortragen oder die letzte Stunde nochmal zusammenfassen: Viele Schüler kostet es Überwindung, vor anderen zu sprechen. Doch mit ein wenig Übung lässt sich die Angst, ausgelacht zu werden, bezwingen.

Gerade wenn Zeugnisse anstehen oder man eine Klausur verhauen hat: Die mündliche Mitarbeit kann bei einer Schulnote noch einiges herausreißen. In den meisten Bundesländern macht sie 50 Prozent der Gesamtnote aus und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Theoretisch hört sich das ganz einfach an: Bloß den Finger heben und etwas vor der Klasse sagen. Für einige Jugendliche ist das eine Horrorvorstellung.

Das könne mehrere Ursachen haben, sagt Schulpsychologin Franziska Plän vom Pädagogischen Landesinstitut in Mainz: „Diese Schüler plagt eine allgemeine Unsicherheit, und sie sind oft nicht besonders wortgewandt. Sie überlegen sehr genau, wann und ob sie etwas sagen.“ Sie wollten keinen Fehler machen, schon gar nicht vor einer so großen Gruppe wie im Klassenzimmer. Das sei besonders in Fächern der Fall, in denen sie sowieso schon schwach sind. Doch auch schüchterne Kinder können lernen, sich durchzusetzen.

„Das Entscheidende ist, von sich aus zu sagen 'In diesem Fach möchte ich besser werden.'“, sagt Plän. Es bringe überhaupt nichts, wenn Eltern oder Lehrer auf einen einredeten und forderten, sich öfter zu melden.

Stille Schüler haben außerdem nicht per se schlechtere Chancen auf eine gute Note. „Wichtig ist nicht, wie oft man sich meldet, sondern was für eine Qualität in den Beiträgen steckt“, sagt Harald Schneider, Lehrer an einem Berliner Gymnasium. „Ein einziger Beitrag von einem Schüler kann den Unterricht schon vorantreiben.“ Klappt das nicht, können stillere Schüler ihre mündliche Note manchmal auch verbessern, indem sie die Hausaufgaben zur Benotung beim Lehrer abgeben oder ein Referat halten.

Schulpsychologin Plän rät Jugendlichen, sich ein Fach vorzunehmen, in dem sie sich verbessern wollen. Mehrere gleichzeitig ins Visier zu nehmen, mache keinen Sinn. Nachdem sie sich ein Fach ausgesucht haben, sollten sie eine Woche lang eine Strichliste führen, wie oft sie sich tatsächlich am Unterricht beteiligen. „Das ist der erste Schritt, um aufzutauen.“ Am Ende der Woche wüssten sie, wo sie stehen und können festlegen, wie oft sie sich in der nächsten Woche melden wollen.

„Wichtig ist auch, sich auf die Stunde vorzubereiten und vorher noch einmal alles durchzugehen“, rät Plän. Geschickt sei es dann, sich direkt am Anfang einer Stunde zu melden. So bekomme man gleich die Aufmerksamkeit des Lehrers und habe das erste Erfolgserlebnis.

Manchmal helfe es auch, seine Ziele aufzuschreiben und als Poster aufzuhängen, rät Cornelia Sussieck, Vorsitzende des Bundesverbands für Nachhilfeschulen in Schwetzingen. Zettel mit Sätzen wie „Heute werde ich mich in Englisch besonders anstrengen“ könnten helfen, sich zu motivieren.

Die mündliche Mitarbeit ist laut Sussieck die halbe Miete für eine gute Gesamtnote. Darauf alleine komme es aber nicht an. „Man ist auch leichter ablenkbar und unkonzentrierter, wenn man nicht mitmacht“, sagt sie. Die Folge: Einige Dinge versteht man nicht, und es fällt noch schwerer, etwas zum Unterricht beizutragen.

Steht ein Referat an, hilft nur üben. Ob im Wohnzimmer vor den Eltern oder im Zimmer vor Freunden sei egal. „Selbst der beste Redner redet nicht einfach drauf los, sondern hat zu Hause geübt“, sagt Sussieck. Denn selbst wenn der Vortrag inhaltlich gut ist, hören einem die anderen nicht zu, wenn man nicht ein paar Dinge beachtet: laut sprechen und nicht nuscheln, Blickkontakt zu den Zuschauern halten und regelmäßige Pausen machen.

Schüchterne Jugendliche sollten sich bewusst machen, dass auch andere Fehler machen, wenn sie sich melden. Wer es trotz kleiner Tricks nicht schaffe, häufiger die Hand zu heben, könne sich Hilfe bei einem Schulpsychologen holen.

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