Kind ohne Schulabschluss: Eltern sollten Vorbilder suchen

Hamburg (dpa/tmn) - Der Hauptschulabschluss ist für viele das Minimalziel. Dennoch gibt es Schüler, die diese Marke nicht erreichen. Auch für Eltern ist das eine schwierige Situation. Wichtig ist, dem Kind klar zu machen, wie es dann weitergehen kann.

Verlässt ein Jugendlicher die Schule ohne Hauptschulabschluss, sollten Eltern ihm Mut machen. Eine gute Idee sei, ihm Vorbilder mit ähnlicher Schullaufbahn zu präsentieren, sagt Karriere-Coach Svenja Hofert aus Hamburg. „Die Eltern sollten einen Freund oder Verwandten zum Gespräch bitten, der auf dem zweiten Bildungsweg zum Erfolg gekommen ist“, rät Hofert. „So sieht das Kind, was nach einem Scheitern noch alles möglich ist.“ Eltern selbst könnten das meistens nur schwer vermitteln. „In der Pubertät werden Ratschläge einer neutralen Person eher angenommen als Tipps von Mama und Papa.“

Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag (29. März) in Wiesbaden mitteilte, verlassen 6,5 Prozent der Schüler eines Jahrgangs die Schule ohne Hauptschulabschluss. 2010 waren das mehr als 53 000 Schulabgänger.

Kommt es soweit, sollten Eltern mit dem Kind schnellstmöglich überlegen, wie es den Abschluss nachholen kann. „Es gibt viele Angebote: Fernunterricht, Kurse an Volkshochschulen oder Abendschulen“, sagt Hofert. Verweigert das Kind, einen neuen Anlauf für den Abschluss zu versuchen, kann man ihm Zeit zur Orientierung zugestehen. „Der Jugendliche soll reflektieren, was eigentlich seine Interessen, seine Stärken und Schwächen sind“, sagt Hofert. „Aber spätestens nach zwei Monaten muss dann entschieden werden, wie es weitergeht.“

Die neutrale Person sollte dem Jugendlichen auch unrealistische Berufswünsche ausreden. „Dem Kind muss klar sein, dass kaum jemand 'Deutschland sucht den Superstar' gewinnen oder Rapper werden kann“, erläutert Hofert. Dringen die Eltern nicht mehr zu dem Kind durch, könnten Seminare zur Berufsfindung unter pädagogischer Anleitung dem Kind helfen. Kostenlos würden diese etwa von der Bundesagentur für Arbeit angeboten.

Generell ist die Agentur für Arbeit für Eltern und Kinder ein möglicher Ansprechpartner. „Wenn abzusehen ist, dass das Kind den Abschluss nicht packen wird, sollte man sich früh mit ihr in Verbindung setzen“, empfiehlt Hofert. Ist das Kind nicht mehr schulpflichtig, kann über die Arbeitsagentur eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme vermittelt werden. Dabei wird der Teilnehmer zwischen neun und zwölf Monate lang mit Bewerbungscoaching und betrieblichen Praktika auf eine Ausbildung vorbereitet. Während der Bildungsmaßnahme kann bei entsprechend guten Noten auch der Hauptschulabschluss nachgeholt werden.

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