Kindern vorlesen: So haben alle Spaß

Mainz (dpa/tmn) - Viele Wissenschaftler sehen Vorlesen als wichtigste Voraussetzung, um schon im Vorschulalter die Freude am Lesen zu wecken - darauf soll der bundesweite Vorlesetag am 18. November aufmerksam machen.

Und so macht man seine Kinder zu Bücherwürmern.

Damit die Kinder zu Bücherwürmern werden, können Eltern von vorneherein viel tun. Dazu gehört die Wahl der richtigen Lektüre, Zeit haben und die Kinder aktiv sein lassen. Worauf Eltern noch achten sollten, erklärt die Referentin für Vorleseseminare bei der Stiftung Lesen, Claudia Presser.

Zeit: „Mit der Zeit darf man es nicht übertreiben. Für einen Dreijährigen sind zehn Minuten erstmal genug. Dann kann das Pensum langsam um fünf Minuten gesteigert werden“, sagt Claudia Presser mit Blick auf den bundesweiten Vorlesetag am 18. November. Sie arbeitet als Referentin für Vorleseminare bei der Stiftung Lesen.

Bücherwahl: Kinder sollten sich die Bücher nicht nur selbst aussuchen dürfen: „Es ist gut, wenn Erwachsenen ihnen auch mal etwas anderes anbieten. Statt Tiergeschichten zum Beispiel Geschichten über Kinder oder wenn sie älter sind, auch gruselige Geschichten“, sagt Presser. Am besten sei es, wenn die erzählte Geschichte zur Realität des Kindes passe. „Es macht keinen Sinn, einem Vierjährigen ein Buch über die Schule vorzulesen. Das dauert für ihn ja noch zwei Jahre.“ Auch die populären Harry Potter-Bände überforderten Kinder im dritten oder vierten Schuljahr noch.

Aktion und Reaktion: Mucksmäuschenstill müssen Kinder beim Vorlesen übrigens nicht sein: „Kinder dürfen auf Bilder zeigen und erklären, sie dürfen zurückblättern und nachfragen.“ Das habe nichts mit mangelnder Konzentration zu tun, sondern zeige, dass Kinder vielleicht etwas nicht verstanden haben.

Kein Abfragen: Lesen Eltern ihrem Kind etwas vor, löchern sie es lieber nicht ständig mit Nachfragen zur Geschichte. Auch Belehrungen werden besser vermieden. Stattdessen könnten es Erwachsene dem Kind überlassen, Dinge im Text zu erklären. Denn hakten Eltern zu viel nach, komme sich das Kind vor wie beim Abfragen in der Schule vor, erklärt Claudia Presser. „Dadurch wird ihnen das Lesen schnell verleidet.“

Lesen im Grundschulalter: Viele Eltern machten den Fehler, das Vorlesen nach der Einschulung einzustellen, nach dem Motto „Jetzt können sie es ja selbst“. Viele Kinder im ersten Schuljahr könnten aber noch nicht gut genug flüssig lesen, sagt Presser. In diesem Fall seien Bücher in Dialogform praktisch. Dabei ist der Text so aufgeteilt, dass jeweils das Kind ein Stück liest und dann wieder der Erwachsene.

Keine Hektik: Haben Eltern im Alltag nur fünf Minuten Zeit, sollte das Vorlesen besser nicht in diese Zeitspanne gequetscht werden. „Wenn man in Hektik und Unruhe vorliest, merken Kinder das und sind unkonzentriert.“ Dann sei es besser, die Vorlesestunde auf den Abend oder das Wochenende zu verschieben, rät Presser.

Rituale: Am besten betten Eltern das Vorlesen in ein Ritual ein. „Zum Beispiel sich abends nach dem Zähne putzen in eine Kuschelecke setzen und eine Geschichte vorlesen.“ Mutter und Vater dürften dabei durchaus einen eigenen Vorlesestil haben und die Geschichten nach ihrem Geschmack mitauswählen.

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