Medizinball war gestern: Trendsportarten machen Schüler fit

Dachau (dpa/tmn) - Völkerball und Trampolinspringen waren gestern: Heute erobern Trendsportarten wie Parkour und Jumpstyle den Schulunterricht. Die Schüler können dabei ihre Kreativität spielen lassen und profitieren sportlich davon.

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Die Inspiration kommt von James Bond, Youtube oder von der Straße: Neben den Klassikern Fußball, Leichtathletik und Schwimmen sollen Trendsportarten Schüler fit machen. Die Jugendlichen schätzen die Abwechslung und können laut Wissenschaftlern ihre sportlichen Fähigkeiten ebenso gut trainieren wie in den traditionellen Sportarten.

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Ein beliebter Sportimport aus Pariser Vorstädten ist das Parkour. Die Idee: sich so effizient wie möglich durch die Stadt zu bewegen, Hindernissen nicht auszuweichen, sondern sie zu überspringen, auf Mauern zu balancieren oder auch mal an Wänden hochzuspringen. Vieles lässt sich ebenso gut in der Schulsporthalle trainieren, mit Matten, Reck und Kasten.

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Simon Spiegler, Sportlehrer am Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau, hat in Filmen den Sport entdeckt und sich dann in Fortbildungen Parkour-Kenntnisse angeeignet. Dass es bei Parkour um mehr als starke Muskeln und hohe Sprünge geht, hat ihn überzeugt. „Es geht nicht darum, in Konkurrenz zueinander zu treten, sondern sich gegenseitig zu helfen.“

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Die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen und die Umwelt zu respektieren, gehört dazu: Für Spiegler neben dem Sportlichen ein Grund, Parkour in die Schule zu holen. „Man kann so behutsam anfangen, dass jeder mitmachen und sich verbessern kann“, erklärt der Parkour-Trainer Andreas Ruby, der den Sport auch in Schulen unterrichtet. „Ich war noch nie in einer Klasse, die keinen Bock darauf hatte“, bringt er seine Erfahrungen auf den Punkt.

Die 17-jährige Alina hat Parkour in der Schule schätzen gelernt und für das kommende Schulfest einige Parkour-Stationen für die jüngeren Schüler mit entwickelt. „Ich finde Parkour sehr gut, weil es ein echt interessanter Sport ist und wir freier und kreativer sein können, als in anderen Sportarten“, sagt sie. Sie sei schnell reingekommen, da die Übungen aufeinander aufbauen.

Angeregt durch die Parkour-Stunden in der Schule, ist sie auch mit Freunden und anderen Traceuren, wie sich die Parkour-Sportler nennen, in München trainieren gewesen. „Das war sehr witzig, und eine ganz andere Herausforderung als in der Schule, wo wir in der Halle mit Geräten trainieren.“

Ebenso angesagt wie Parkour ist Jumpstyle. Mit den schnellen Tanzsprüngen im Techno-Rhythmus machen Jugendliche auf Youtube Furore - und in der Sporthalle der Estetalschule im niedersächsischen Hollenstedt. Die Sportlehrerin Caroline Heller hat den hippen Tanzstil an die Schule gebracht. „Mich haben sogar Schüler, die gar nicht in meinem Kurs sind, auf dem Schulhof angesprochen, ob ich ihnen nicht mal eine Schrittkombination zeigen kann“, erzählt sie.

Neben Kondition ist vor allem die Kreativität der Jugendlichen gefordert. Und genau das ist es, was vielen Spaß macht: „Ich hatte Lust, mal etwas Neues auszuprobieren“, sagt eine Schülerin der neunten Klasse. Die verschiedenen Choreographien zu lernen, frei zu sein in den Bewegungen, und den anderen Schülern das Erlernte in einer Aufführung zu zeigen, das habe sie begeistert. Und die Zusammenarbeit für die Tanzaufführungen in der Schule seien nicht nur spaßig gewesen, sie hätten auch die Schüler zusammengeschweißt.

Sportwissenschaftler können Trendsport in der Schulhalle viel Gutes abgewinnen: Fast jedes Lernziel lasse sich damit abwechslungsreich angehen, sagt Eckart Balz, Professor für Sportpädagogik an der Universität Wuppertal. Skateboarden trainiere das Gleiten, Fahren und Rollen, Parkour stärke das Gleichgewichtsgefühl und Tanzstile wie Jumpstyle ermöglichten das eigene Gestalten und das kreative Bewegen.

Ingo Froböse, Professor an der Sporthochschule Köln, sieht durch das Lernen neuer Bewegungen auch die Intelligenz gefördert. Die Verletzungsgefahr sei nicht höher als in klassischen Sportarten: „Wenn man mit Sicherheitsstellungen hilft und auch die Vorsichtsregeln beachtet, ist die Verletzungsgefahr gering.“ Wer beim Skateboarden oder Inlineskaten Schutzausrüstung trage und anfangs das Fallen und das schnelle Stoppen übe, gehe kaum ein Risiko ein, ergänzt sein Wuppertaler Kollege Balz.

Aber egal ob Skateboarden, Parkour oder Slacklinen: „Ich bin ein großer Freund davon, dass Jugendliche sich überhaupt bewegen. Und die tradierten Sportarten werden der Jugendkultur nun mal nicht immer gerecht“, fasst Froböse zusammen.

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