Neue Liebe, neuer Mensch: Was Beziehungen mit Freunden anstellen

Hannover (dpa/tmn) — Mit dem neuen Partner des besten Freundes oder der Freundin ist man nicht immer einverstanden. Noch problematischer wird es, wenn sich der andere durch die Beziehung komplett umkrempelt.

Dann gilt es, den anderen darauf aufmerksam zu machen.

Früher waren Stefan und Christian die besten Freunde. Jeden zweiten Tag haben sie telefoniert, jedes Wochenende etwas unternommen. Christian war immer für einen lustigen Spruch gut. „Jetzt ist er so ernst geworden“, sagt Stefan. Der 36-Jährige hat einen Verdacht, warum sich sein bester Freund so verändert hat: „Seit er mit Claudia zusammenlebt, macht er keine Scherze, wenn sie dabei ist, und ruft nicht mehr so häufig an.“

„Ereignisse im Leben verändern Menschen, zum Beispiel ein neuer Partner“, sagt Diplom-Psychologe Axel Kreutzmann aus Hannover. Veränderungen können positiv sein, es kann aber auch passieren, dass man über sie die eigenen Bedürfnisse vergisst.

Wer eine neue Beziehung hat, kann sich auch deswegen anders verhalten, weil er verliebt ist, sagt Paar-Coach und Kommunikationstrainerin Yvonne Natascha Heum aus Düsseldorf. „Diese Phase sollte man Menschen zugestehen“, findet sie. Nach den ersten Monaten dürften Freunde aber vorsichtig anklopfen und nach einem Treffen fragen.

Christian ist mit Claudia schon seit vier Jahren zusammen, seit einem Jahr haben sie eine gemeinsame Wohnung. „Ich habe ihm genug Zeit gegeben“, findet Stefan. „Jetzt will ich meinen Freund zurück.“

Viele Faktoren könnten eine Rolle spielen, warum jemand auf einmal anders tickt: der Stress auf der Arbeit, eine schwierige familiäre Situation, das zeitraubende Hobby. Und selbst wenn sich der Freund wegen des Partners stark verändert hat, sollte man mit Verständnis reagieren. „Das kann schließlich ganz unterschiedliche Ursachen haben“, sagt Psychologe Kreutzmann. Er hat häufig erlebt, dass ein Grund dafür Angst ist. Angst, man könne die Beziehung kaputt machen, wenn man etwas sagt, das dem anderen nicht gefällt.

Stefan ist aufgefallen, dass Christian vor allem dann ganz anders ist, wenn er gemeinsam mit Claudia auftaucht. „Zwei Menschen sollten zusammen sein, weil sie sich so lieben, wie sie sind“, findet er.

Das bestätigt auch Psychologe Kreutzmann: „Wenn eine Partnerschaft stabil ist, hat man es nicht mehr nötig, sich zu verbiegen.“ Eine gute Beziehung habe man erst dann, wenn man aneinander gebunden ist, aber trotzdem die Freiheit hat, zu sein, wie man ist.

Bevor man seinen Freund aber auf sein Verhalten anspricht, sollte man sich fragen, was man damit erreichen möchte: „Ist man eifersüchtig auf die Beziehung? Stört einen die Änderung? Ist der Freund fremd geworden?“, nennt Kreutzmann als mögliche Gründe. Eventuell fragt man erst einmal gemeinsame Bekannte, ob sie die Veränderung genau so empfinden wie man selbst.

Wenn dem so ist, darf man das Gespräch suchen. Man könne zum anderen sagen: „Ich habe das Gefühl, du hast dich verändert. Möchtest du darüber reden?“, schlägt Kreutzmann vor. Danach solle ein Gespräch ohne Kritik folgen.

Nach dem klärenden Gespräch dürfen Wünsche geäußert werden - aber ohne versteckte Vorwürfe. Also nicht: „Ich wünsche mir, dass du so bist wie früher“, sondern: „Ich wünsche mir, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen.“

Nach einer solchen Unterhaltung stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich die Freundschaft wieder bessert. Manche Menschen würden es zwar überhaupt nicht so sehen, dass sie sich verändert haben. Aber: „Manchmal haben sie das nur nicht bemerkt. Darauf angesprochen, fallen sie aus allen Wolken“, sagt Kreutzmann. Und eventuell möchten sie dann doch wieder so sein wie früher.

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