Schminken, Singen, Spielen: Jugendliche als Videostars

München (dpa/tmn) - Die neuen Stars gibt es online. In Videos geben Jugendliche Tipps zu Make-up und Computerspielen, sie singen und tanzen. Doch online warten nicht nur Spaß, sondern auch viel Arbeit, rechtliche Fallstricke und Beleidigungen.

Schminken, Singen, Spielen: Jugendliche als Videostars
Foto: dpa

Lieder über Liebe gab es schon so viele. Also hat sich DorFuchs für Mathe entschieden. Seit 2011 rappt er bei YouTube über die pq-Formel, den Satz des Pythagoras und Polynomdivision. Ein sehr spezielles Hobby, das viele Fans fand. „Ich habe mich selbstironisch als Streber dargestellt“, sagt Johann Beurich, wie der 20-Jährige aus Radebeul tatsächlich heißt. „Negative Stimmen gab es nie. Die Reaktionen waren von Anfang an gut.“

So gut läuft es nicht bei allen YouTubern. Die Kommentare unter den Videos können drastisch ausfallen. „Jugendliche müssen lernen, das auszuhalten“, sagt Elisa Behner, Medienpädagogin aus Düsseldorf. Sie rät, selbstbewusst zu bleiben: „Jugendliche machen solche Videos, um sich als Experten darzustellen.“ Nach Kritik sollten sie sich daran erinnern, dass sie etwas können.

Beleidigende Kommentare zu den Videos kann man ignorieren. Konstruktive Kritik sollte man ernst nehmen, sagt Ulrich Tausend, Soziologe und Referent am JFF Institut für Medienpädagogik in München. Bei YouTube dominieren die beliebten Let's Plays, in denen meistens Jungen ein Computerspiel vorführen und kommentieren. Bei Mädchen seien Schminkanleitungen und Tanzvideos der absolute Trend, hat Pädagogin Behner bei ihren Medienprojekten für die Organisation ProMädchen beobachtet.

Auch wenn die Themen unterschiedlich sind: Alle erfolgreichen Videos haben eins gemeinsam: einen bestimmten Stil, etwas Besonderes, das das Video von anderen unterscheidet, sagt Tausend. Für den Anfang reicht einfache Technik, findet er. Die meisten Computer haben bereits eine Webcam und einfache Schnittsoftware. Gute Mikros seien mittlerweile günstig. Was man aber nicht unterschätzen darf, ist das Schneiden. Da müssen sich Jugendliche lange einarbeiten.

Als Johann anfing, lieh er sich die Digitalkamera seiner Schwester aus. „Mein erstes Video war technisch nicht gut, aber der Inhalt stimmte. Wichtig ist, dass jedes Video eine Aussage hat“, erklärt er. Pädagogin Behner bestätigt: „Es ist wichtig zu wissen, was man sagen möchte.“ Die größte Gefahr bei Anfängern sei, dass die Videos zu lang sind.

Freunde können die ersten Zuschauer und Kritiker sein. Gut ist es auch, die Eltern einzubeziehen. „Die haben einen anderen, vorsichtigeren Blick“, sagt Tausend. Denn man müsse sich bewusst sein: Was ich veröffentliche, können alle sehen. Wer das Risiko nicht eingehen möchte, kann die Videos anonym drehen. Oder zunächst die pädagogisch betreute Plattform juki.de vom Deutschen Kinderhilfswerk nutzen.

Problematisch kann auch Schleichwerbung sein. „Viele Stars bekommen Geld, um bestimmte Produkte vorzustellen“, erklärt Tausend. „Das kommt bei den Nutzern nicht gut an und ist rechtlich schwierig.“ Am häufigsten werden Rechte aber bei Musik verletzt. „Ich darf nicht einfach andere Medien wie Musikstücke verwenden“, warnt Tausend. YouTube bietet in seinem eigenen Online-Schnittprogramm aber auch kostenfreie Musik an.

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