Selbstmorddrohungen Jugendlicher immer ernst nehmen

Berlin (dpa/tmn) - Suizidgedanken sind bei Jugendlichen leider nicht selten. Trotzdem sollten sie immer ernst genommen und nicht abgetan werden. Hilfe gibt es in solch einem Fall von verschiedenen Seiten.

Eltern sollten eine Selbstmorddrohung ihres Kindes nie leichtfertig als pubertäre Rebellion abtun. Die Ankündigung eines Suizids müssten Eltern immer ernst nehmen, erst recht den Versuch, so der Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP). Der Jugendliche sollte umgehend psychiatrisch untersucht werden. Denn in der Regel sei er kurz darauf ungewöhnlich bereit, offen über seine Probleme zu sprechen. Es gebe ein sogenanntes kommunikatives Zeitfenster, das bereits nach einigen Stunden wieder geschlossen sein könnte.

„Für jeden Psychiater gilt suizidales Verhalten als absoluter Notfall“, sagt Ingo Spitczok von Brisinski aus dem Vorstand des BKJPP. Ärzte zögen Jugendliche in einer solchen Situation deshalb den anderen Patienten für gewöhnlich vor. In jeder Region gebe es eine Klinik mit einer kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung. „Die hat immer einen Notfalldienst.“ Die Adresse bekämen Eltern beim Hausarzt oder im Internet.

Vorübergehende Selbstmordgedanken sind im Jugendalter nicht selten. Drei bis elf Prozent der Jugendlichen setzen nach Angaben des BKJPP ihre Überlegungen um und versuchen, sich das Leben zu nehmen. Ein erhöhtes Risiko bestehe bei Jugendlichen, die bereits eine andere psychische Störung haben, etwa Anpassungs- und Angststörungen, eine ausgeprägte Selbstwertproblematik, Depressionen oder drogenbedingte Psychosen. Auch in Krisensituationen könne das Risiko steigen, zum Beispiel bei Liebeskummer, Zeugnisangst, aber auch bei Mobbing oder sexuellem Missbrauch.

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