Sozialroboter „Paro“: Ein umstrittenes Kuscheltier

Düsseldorf (dpa) - Eine Kuschelrobbe wird zum Messestar. Der weiße Sozialroboter soll Demenzkranken Zuwendung schenken. Doch nicht alle sind von der Idee begeistert, wie auf der Pflegefachmesse Rehacare (21. bis 24. September) zu hören ist.

„Paro“ klimpert mit den Augen, quiekt leise und die Messebesucherinnen schmelzen dahin. Der Roboter in Form eines weißen Robbenbabys ist ein Star der Rehacare. Das mit Sensoren vollgestopfte Kuscheltier reagiert auf Berührung, Licht und Bewegung. Es soll für Demenzkranke Zuwendung simulieren - und ist deswegen umstritten.

Tritt an die Stelle des Zivildienstleistenden oder der Pflegekraft nun der Sozialroboter? 5000 Euro kostet die schnurrende Pelzattrappe - und Arjan Hoogendoorm vom Hersteller „Focal“ verspricht, dass sich „Paro“ auf seinen Nutzer individuell einstellt, auf seine Stimme reagiert und interagiert. Sie sei halt ein Sozialroboter.

Der Preis des bepelzten Tamagotchis ist stolz, räumt Hoogendoorm ein. Aber schließlich handele es sich auch um ein Therapiegerät, dass die Kranken emotional öffnen soll. Noch ein Hinweis: „An die Barthaare fassen - das mag sie nicht.“ 1500 Exemplare sollen bereits in Japan im Einsatz sein, auch in Dänemark sei die Robbe auf dem Vormarsch. In Deutschland stoße sie aber noch auf ethische Vorbehalte, räumt eine Messesprecherin ein.

Bis Samstag geben fast 750 Aussteller aus 29 Ländern in Düsseldorf einen Überblick über Hilfsmittel für pflegebedürftige, chronisch kranke und behinderte Menschen.

Die wachsende Zahl der Demenzkranken steht im Mittelpunkt der Messe und ihnen ist auch das intelligente Badezimmer gewidmet, eine Studie des Fraunhofer-Instituts in Duisburg mit mehreren Industriepartnern. Das Hightech-Bad soll Demenzkranken ermöglichen, länger in den eigenen vier Wänden verweilen zu können.

Das Bad wiegt automatisch und misst den Puls. Es erinnert an die tägliche Körperpflege und die Medikamente. Der Spiegel ist ein überdimensionales Display. Stürzt der Bewohner, melden die Sensoren in der Pflegedienstzentrale Alarm.

Für den Sport von Rollstuhlfahrern bietet die Rehacare einen enormen Gerätepark. Der „Race Bandit“ ist eine Flunder auf drei Rädern, die mit den Armen angetrieben bis zu 70 Stundenkilometer schnell werden kann. Der Paragolfer ist Caddy und Abschlaghilfe in einem. Der Behinderte kann sich zum Abschlagen hydraulisch in eine senkrechte Position hieven lassen.

Das Segway, das zweirädrige Gefährt elektronischem Stabilisator, hat Ralf Lorenz für Rollstuhlfahrer aufgerüstet. Gehalten durch ein Gerüst kann der Behinderte aufrecht stehen. Bis zu 18 000 Euro wird der Spaß unter dem Namen „Move Me“ allerdings kosten.

Rechtzeitig zur dunklen Jahreszeit warten die Finnen mit einem winzigen Gerät auf: Valkee sieht aus wie ein MP3-Player. Aus seinen Ohrstöpseln kommt aber keine Musik, sondern spezielles Licht, das lichtsensible Gehirnbereiche stimuliert. Klinischen Studien zufolge hilft das Gerät in neun von zehn Fällen einer schweren Winterdepression. Täglich etwa zehn Minuten Lichttherapie sollen reichen. 200 Euro kostet das Gerät, das an der Universität Oulu entwickelt wurde.

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