Studie: Familie ist wichtig - „No Future“ war gestern

Hamburg (dpa) - Was ist Ihre größte Sorge in den nächsten Jahren? Worauf setzen Sie in Ihrem Leben? Gesellschaftsforscher Horst Opaschowski nahm wieder einmal die Ängste und Hoffnungen der Deutschen unter die Lupe.

Studie: Familie ist wichtig - „No Future“ war gestern
Foto: dpa

Familie ist und bleibt für die Deutschen das Wichtigste im Leben. Wie Gesellschaftsforscher Horst Opaschowski am Donnerstag (25. September) in Hamburg berichtete, machten 88 Prozent der Bevölkerung die Familie zum wichtigsten Garanten für Stabilität und Sicherheit im Leben - „als Geldanlage, Zukunftsvorsorge und Pflegedienst Nr.1“. Große Hoffnungen setzten die Menschen auch auf mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft. „Mehr Wir-Gefühl als Ego-Kult“, erhofften sich bei seiner Befragung 86 Prozent. Außerdem werde die „Freundschaft zwischen den Generationen“ immer wichtiger (84).

In Zeiten dauerhafter Finanz-, Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen würden sich die Bürger also erst einmal selbst helfen, bilanzierte der 73-jährige Opaschowski, der für seine aktuelle Analyse „So wollen wir leben!“ 1000 Personen ab 14 Jahren von Januar bis April dieses Jahres repräsentativ befragen ließ.

Was der Wissenschaftler wissen wollte: Was ist den Deutschen in ihrem Leben heute wichtig, wovor haben sie Angst und worauf hoffen sie in der Zukunft? Letzteres erfülle vor allem die Generationenfamilie als „Wagenburg des 21. Jahrhunderts“. Opaschowski: „Sie gewährt Schutz und sozialen Zusammenhalt.“

Allein auf den gesetzlichen Generationenvertrag verließen sich die Menschen eben nicht mehr, berichtete der Forscher. Wie und wovon sie in Zukunft leben sollen? Aus der Politik fehlten vielen Deutschen konkrete Antworten darauf - also wollen sie selbst anpacken, als Macher statt Mitmacher: „Es sollte viel mehr Volksabstimmungen für die Bürger geben“, sagen 78 Prozent der Bevölkerung. „Was die überforderten Politiker nicht schaffen, wollen die Bürger selber richten - im Namen des Volkes und des Grundgesetzes.“

Angst haben die Deutschen derzeit vor allem vor Preissteigerungen - diese sei mittlerweile mehr als doppelt so hoch (59 Prozent) wie die subjektiv empfundene Bedrohung durch den Terrorismus (28 Prozent). „Die Kluft zwischen der amtlichen und der gefühlten Inflation wächst“, betonte Opaschowski. Besonders viele Sorgen machten sich die Menschen zudem um ihre Arbeitsplätze. „Nichts gilt mehr als sicher - der feste Arbeitsplatz nicht und das feste Einkommen auch nicht.“ Auch Armut und Kriminalität rangierten bei den Befürchtungen für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre weit oben.

Konflikte sehen viele künftig noch stärker in der Kluft zwischen Arm und Reich: Empfanden 2002 noch 27 Prozent der Menschen das als Problem, sind es heute 39. „Ein Nährboden für soziale Probleme und auf Dauer auch ein Gefährdungspotenzial für den sozialen Frieden in Deutschland“, so Opaschowski, der aber zugleich auf die - laut Befragten - größte Gefahr für den sozialen Frieden verwies: den Konflikt zwischen Christen und Muslimen (2002: 30 Prozent, 2014: 46).

Optimistisch blickt die junge Generation in die Zukunft: 87 Prozent der 14- bis 34-Jährigen zeigten eine positive Einstellung zum Leben. „Die Jugend ist zuversichtlich und will das Beste aus ihrem Leben machen. No future war gestern“, kommentierte das Irina Pilawa-Opaschowski (42). Die Tochter des Forschers und Ehefrau von TV-Moderator Jörg Pilawa arbeitete erstmals mit an der Studie. Gemeinsam mit ihrem seit Jahrzehnten die Gesellschaft analysierenden Vater gründete sie das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung.

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