Anlegen in der Krise: So sinnvoll sind Fremdwährungen

Stuttgart (dpa/tmn) - Die Schuldenkrise schwächt das Vertrauen in den Euro. Er hat deutlich an Wert verloren. Private Anleger fragen sich, wie sie vom schwachen Euro und den stark aufgewerteten Fremdwährungen profitieren können.

Ein Finanzexperte klärt auf.

Für einen Euro gab es am Donnerstag (4. August) nur noch 1,10 Schweizer Franken - im Krisenjahr 2008 waren es im Schnitt noch 1,59 Franken. Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg beantwortet die wichtigsten Fragen zu Anlagen in der Schuldenkrise:

Soll ich jetzt starke Währungen kaufen?

Auf keinen Fall, sagt Nauhauser. „Sie haben im Casino bessere Chancen als am Devisenmarkt.“ Die Entwicklung der Währungskurse vorherzusehen, sei unmöglich. Selbst Profis lägen dabei meistens falsch, und viele hätten sich mit solchen Wetten schon ruiniert. Kurzfristige wie auch langfristige Prognosen träten hierbei selten auch wirklich ein. „Die gezielte Anlage in einzelne Fremdwährungen ist daher reine Spekulation.“

So schnell, wie sich ein Trend etabliert, könne er sich auch wieder umkehren, erklärt Nauhauser. Für eine Prognose gebe es zu viele Marktmechanismen, die den Währungskurs beeinflussen, wie jüngst erst die Interventionen der Schweizer Notenbank und der japanischen Regierung. „Mit jedem einzelnen Kurs am Tag sind sich eine Vielzahl von professionellen Käufern und Verkäufern darin einig, dass dies für beide Seiten ein fairer Kurs ist. Es ist sehr gewagt, anzunehmen, dass eine der beiden Lager quasi dümmer ist als das andere.“ Genau das muss ein Spekulant annehmen, wenn er auf einen weiter fallenden Euro wettet.

Kann ich trotzdem von den Kursschwankungen profitieren?

Im Rahmen einer breit gestreuten Geldanlage sei es für Anleger durchaus sinnvoll, auch auf ausländische Währungen zu setzen, erläutert der Verbraucherschützer. „Wer etwas risikoorientierter ist, kann ein Teil seines Geldes in internationale Aktienfonds anlegen.“ Die im Fonds enthaltenen Papiere werden meist in Fremdwährungen gehandelt, Anleger profitieren also auch so von einem schwachen Euro.

Welche Anlage in Fremdwährungen ist risikosicher?

Wer eher Wert auf Sicherheit legt, kann zum Beispiel in internationale Rentenfonds investieren. Sie enthalten oft Staatsanleihen, die ebenfalls in anderen Währungen ausgegeben werden. Auch auf diese Weise lasse sich indirekt von starken ausländischen Kursen profitieren.

Ausländisches Geld kann auch auf einem Fremdwährungskonto deponiert werden. Das macht laut Nauhauser aber allenfalls für den Zahlungsverkehr in fremder Währung Sinn. „Für die private Geldanlage ist das nichts.“

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