Gold-Boom lässt Pfandleiher strahlen

Berlin (dpa) - Schnelles Geld ohne Schufa-Auskunft - das versprechen die Pfandleiher. Ihre Geschäfte brummen: Für Goldschmuck gibt es derzeit mehr Cash, das lockt Kunden.

Der Gold-Boom hat den deutschen Leihhäusern in diesem Jahr mehr Kunden und Rekordzahlen gebracht. Die rund 200 Pfandleiher zahlten ihren Klienten eine um 7,5 Prozent höhere Darlehenssumme als im Vorjahreszeitraum, wie Verbands-Geschäftsführer Wolfgang Schedl auf der Grundlage der ersten drei Quartale sagte.

„Für die Leihhäuser ist 2011 sehr erfolgreich verlaufen.“ Auch die Kundenzahl stieg nach seinen Worten weiter - und das trotz der guten Konjunktur und der extrem niedrigen Arbeitslosigkeit.

2010 hatten die rund 200 deutschen Pfandleiher gut eine Million Kunden gezählt, die Kredite mit einem Volumen von 580 Millionen Euro für ihre Wertgegenstände erhalten hatten. In neun von zehn Fällen lösten sie ihr Pfand später wieder aus.

Die Entwicklung des Goldpreises in diesem Jahr half der Branche kräftig: Er schnellte im Laufe des Jahres von knapp unter 1400 Dollar in nie erreichte Höhen. Kurzzeitig übertraf er die Marke von 1900 Dollar, derzeit liegt er bei rund 1600 Dollar. „Steigt der Goldpreis, bekommt der Kunde ein höheres Darlehen - das macht einen Pfandkredit natürlich attraktiver“, sagte Schedl. Momentan werde deshalb vor allem Schmuck beliehen.

Pfandleihgeschäfte sind in Deutschland streng geregelt: Legt ein Kunde einen werthaltigen Gegenstand auf den Tisch, gibt der Pfandleiher Bargeld - durchschnittlich 350 Euro pro Pfand, wie der Verband sagt. Geringwertige Handys werden für 10 Euro, manche Sammlungen, Kunstgegenstände und Autos für viele zehntausend Euro beliehen. Bei technischen Geräten fällt die Darlehenssumme allerdings oft gering aus, denn ihr Wert verfällt relativ schnell.

Gesetzlich festgeschrieben ist der Zins, den ein Pfandleiher nehmen darf: Höchstens ein Prozent pro Monat. Hinzu kommen Gebühren, die bis zu einem Darlehensbetrag von 300 Euro ebenfalls festgeschrieben sind: Bei einem Darlehen von 30 Euro fallen pro Monat 2 Euro Gebühren an, bei 300 Euro 6,50 Euro. Bei wertvolleren Gegenständen wird verhandelt.

Auch Claudia Kurzbuch, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (BAG SB), beobachtet einen Trend zum Leihgeschäft. „Selbst Mittelständler gehen häufiger zum Pfandleiher, weil die Banken den Geldhahn schneller zudrehen. Das zeigt das Ausmaß der Kreditklemme im Mittelstand.“

Mittelständler könnten bei einer Durststrecke etwa einen Teil des Fuhrparks an einen Auto-Pfandleiher geben. „Allerdings müssen die Fahrzeuge dem Unternehmer dafür auch gehören, mit geleasten Autos geht das natürlich nicht.“ Außerdem fielen oft Beabeitungs-, Sicherheits- und Stellplatzgebühren an. „Deshalb ist ein Pfandkredit ein sehr teurer Kredit“, meint Kurzbuch.

Löst der Kunde sein Pfand nicht aus, geht es nach vier Monaten in die Versteigerung, was laut dem Verband aber nur mit 10 Prozent der Gegenstände passiert. Bringt die Versteigerung einen Mehrerlös, kann der Kunde das Geld innerhalb von zwei Jahren abholen, danach geht das Geld an den Fiskus.

Der Vorteil gegenüber einem Bankkredit: Geld fließt schneller als bei einer Bank. Schufa-Auskunft oder Einkommensnachweis sind nicht nötig. Zum anderen haftet der Kunde nur mit dem verpfändeten Gegenstand, nicht mit dem Rest seines Vermögens. Anders ausgedrückt: Mehr als seinen verpfändeten Goldschmuck kann er nicht verlieren. Verpfändet er Gold, und steigt der Preis während der Vier-Monats-Frist, bleibt dem Kunden eine Auslöse-Chance, die er in einem Ankauf-Geschäft nicht hat.

Die Nachteile eines Pfandkredits: An Bargeld bekommt der Kunde nur einen Teil des Zeitwerts seines Pfands. Kommt das Hab und Gut später für kleines Geld unter den Hammer, macht er einen schlechten Schnitt.

Weil Pfandleiher-Vergleiche von Verbraucherschützern teils große Unterschiede bei den ausgezahlten Darlehenssummen ergaben, rät Schuldnerberaterin Kurzbuch, gerade bei werthaltigeren Gegenständen Angebote einzuholen und zu vergleichen. Oftmals wichen die Konditionen deutlich voneinander ab.

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