Private Darlehen: Klare Regeln vermeiden Streit

Berlin (dpa/tmn) - Nicht immer reicht das Geld auf dem Konto aus. Manchmal muss ein Kredit her. Die meisten Verbraucher gehen dafür zu einer Bank. Doch wer einen Kredit aufnehmen will, kann sich auch an Privatpersonen wenden - zum Beispiel Familienmitglieder oder Freunde.

Private Darlehen: Klare Regeln vermeiden Streit
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Das kann Vorteile haben: Freunde oder Verwandte verlangen in der Regel keine Schufa-Auskunft, sind bei der Rückzahlung oft geduldiger und stellen weniger Zinsen in Rechnung als eine klassische Bank.

Aber ein Privatdarlehen hat auch Nachteile: „Ich persönlich finde es schwierig, Geldgeschäfte mit Freunden oder Bekannten zu machen“, sagt Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken. Dies sei vor allem eine Frage des Vertrauens: „Was passiert, wenn derjenige selbst in finanzielle Schwierigkeiten kommt und das Geld kurzfristig benötigt? Was passiert, wenn ich selbst das Geld nicht zurückzahlen kann?“

Damit das private Geldgeschäft die Beziehung nicht zu sehr belastet, ist es deshalb wichtig, klare Regeln aufzustellen. Ohne schriftlichen Vertrag sollte ein solches Geschäft besser nicht abgewickelt werden. Ein Anwalt oder Notar ist dazu nicht unbedingt nötig, es kann auch ein Mustervertrag reichen. Die wichtigsten Eckdaten sind die Höhe der Summe, Auszahlungs- und Rückzahlungstermin und der Zinssatz.

Wer Freundschaft und Geschäfte lieber trennen will, findet im Internet Alternativen. Sogenannte „Peer-to-Peer Kredite“ gibt es auf Plattformen wie Auxmoney, Lendico oder Smava. Sie vermitteln online Kredite von Privatpersonen für Privatpersonen - meist zu günstigeren Konditionen als bei der Bank. In der Regel werde auch dort eine Schufa-Auskunft eingeholt, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Dennoch kann es gerade für Verbraucher mit negativer Schufa als Möglichkeit interessant sein, teure Kredite von Banken umzuschulden“, sagt Nauhauser. Manche Portale verlangen ein Entgelt unabhängig vom Vermittlungserfolg.

Stefanie Laag von der Verbraucherzentrale NRW empfiehlt: „Ich würde davon abraten, eine Kreditvermittlungsgebühr zu zahlen, wenn der gewünschte Kredit nicht zustandegekommen ist und auch nicht ausgezahlt wurde.“ Wichtig sei, dass die Angebote der Plattformen transparent und verständlich seien. Häufig sind es aber sehr komplexe Verträge.

Manche Kreditnehmer hoffen, dass Privat-Kreditgeber verständnisvoller und die Plattformen menschlich seien. Das sei in der Regel nicht der Fall. „Denn auch auf den Plattformen gibt es klare Regeln, was bei Zahlungsverzug passiert und wann ein Inkasso-Unternehmen eingeschaltet wird“, erklärt Laag. Auch hier steigen die Zinsen bei langen Laufzeiten und einer schlechten Bonität, da der Geldverleiher ein höheres Risiko eingeht. „Wer bei einer Bank keinen Kredit gewährt bekommt, kann nicht davon ausgehen, dass er ihn woanders zu günstigen Bedingungen erhält“, sagt die Expertin.

Wer eine negative oder schlechte Bonität hat, muss aufpassen, dass er nicht in eine Schuldenspirale rutscht. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes beantragen jährlich rund 100 000 Verbraucher ein Insolvenzverfahren. Verbraucherschützerin Laag warnt: „Bevor Verbraucher einen Kredit aufnehmen, sollten sie genau überlegen, ob es sich lohnt, für diesen Gegenstand Schulden zu machen, und ob sie ihn wirklich brauchen und ob sie sich die Rate auch dauerhaft leisten können.“ Wer sich Geld leiht, sollte sein Budget genau prüfen. „Mitarbeiter der Verbraucherzentralen oder Schuldnerberater können bei dieser Beurteilung helfen“, sagt Laag. Wer bereits Schulden hat, kann sich beispielsweise beim Forum Schuldnerberatung oder der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung Hilfe holen.

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