So lässt sich die Immobilie im Alter zu Geld machen

Umkehrdarlehen erweitert den finanziellen Spielraum etwa für die Pflege oder auch die Traumreise.

Düsseldorf. Viele Ältere sitzen auf allerhand Geld, können es aber nicht ausgeben. Denn es steckt in der selbst genutzten Immobilie. Sie müssen zwar keine Miete zahlen, jedoch ist neben der Immobilie oft nur eine kleine Rente vorhanden. Es fehlt oft an Geld, um Zusatzkosten — etwa für die Pflege — zu schultern.

„Das ist eine Gruppe von Rentnern, für die eine Umkehrhypothek infrage kommt“, sagt Achim Tiffe, geschäftsführender Direktor des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) in Hamburg. Denn sie können bei einer Umkehrhypothek in der Immobilie bleiben, lassen sich aber einen Teil des Kapitals auszahlen, das in den eigenen vier Wänden steckt. „Die andere Gruppe sind Rentner, die eigentlich genug Rente haben“, so Tiffe, die aber sagen: „Ich möchte mir etwas Besonderes gönnen, will nicht ausziehen, aber die Zukunft meines Hauses ist mir egal.“

Je nach Alter erhält der Kunde eine einmalige Zahlung von 15 bis 35 Prozent des Immobilienwertes. Dieses Darlehen wird nicht zurückgezahlt, die Zinsen werden auf die Darlehenssumme aufgeschlagen. Das ausgezahlte Geld ist frei verwendbar, der Eigentümer kann bis zu seinem Tod in der Immobilie wohnen bleiben.

Für die Umkehrhypothek spricht: Ein Verkauf der eigenen vier Wände ist häufig aus emotionalen Gründen keine Option und ein „normales“ Annuitätendarlehen wird oft von Banken nicht mehr an Ältere vergeben.

Die meist schuldenfreie Immobilie wird wieder belastet. „Das hat natürlich Konsequenzen in der Familie“, sagt Gunnar Lang vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). „Der Wert des Erbes sinkt, so dass es ratsam sein kann, auch die Familie mit einzubinden, um Ärger zu vermeiden.“ Das gilt umso mehr, als die fälligen Zinsen genauso wie das Darlehen nicht getilgt werden und Jahr für Jahr am Immobilienwert nagen.

Deshalb werden auch nur 15 bis 35 Prozent des Immobilienwertes bei der Umkehrhypothek ausgeschüttet: Der Rest dient der Bank als Sicherheit. Die Erben müssen aber nicht damit rechnen, dass sie für die Umkehrhypothek draufzahlen: „Grundsätzlich haftet bei der Umkehrhypothek nur die Immobilie, nicht die Erben oder der Kreditnehmer, auch wenn der sehr alt wird“, so Lang.

„Häufig wird behauptet, dass ein Verkauf der Immobilie die bessere Option sei“, sagt Lutz Delius, Geschäftsführer der Immokasse. Wenn die Immobilie jedoch verkauft wird, muss der Verkäufer ausziehen und fortan Miete zahlen. Je älter man werde, umso eher werde die Umkehrhypothek ein gutes Geschäft, meint Delius.

Experten sehen den Verkauf nur dann als Alternative, „wenn die Familie und potenzielle Erben zu weit weg sind und das Haus nicht barrierefrei ist“, so Lang. Wer aber in den eigenen vier Wänden bleiben will und an eine Umkehrhypothek denkt, sollte sich nicht vom Erlös abschrecken lassen. Immerhin kommt — anders als beim Verkauf — Jahr für Jahr die Mietersparnis hinzu.

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