Verbraucher murren über Post-Streik

Bonn (dpa) - Der Dauer-Streik bei der Deutschen Post wird für viele Verbraucher zur Geduldsprobe. Ob Bewerbungsschreiben, Konzerttickets oder wichtige Rechnungen, die nicht ankommen - vor allem Privatleuten machen die Folgen des Tarifkonflikts zwischen der Post und der Gewerkschaft Verdi zu schaffen.

Verbraucher murren über Post-Streik
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Auf der Facebook-Seite des gelben Riesen machen manche ihrem Unmut Luft. „Wann bekomme ich endlich meine Post? Seit zwei Wochen Leere im Briefkasten. So langsam schwindet meine Verständnis!“, lautet noch einer der milderen Kommentare.

Die Post bittet um Geduld - und verweist regelmäßig darauf, dass rund 80 Prozent der Briefe und Pakete pünktlich ankommen. Manche Privatkunden wollen sich darauf aber offenbar nicht verlassen und weichen auf Alternativen aus. So registrieren Post-Konkurrenten einen deutlich größeren Zulauf von Privatkunden in ihren Shops, aber auch zunehmende Anfragen kleiner und mittlerer Firmen, wie der Vorsitzende des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste, Andreas Schumann, berichtet.

Für den Versandhandel stellt der Streik nach Angaben des Branchenverbandes BEVH zwar ein Problem dar. „Der Paketbereich von DHL läuft allerdings noch recht zuverlässig“, sagt BEVH-Logistikexperte Ingmar Böckmann. Etwa 20 Prozent der Pakete kämen verspätet an. Am zuverlässigsten sei die Auslieferung in Metropolen, betroffen von den Ausständen sei vor allem der ländliche Raum in Ostdeutschland. „Manche Händler weichen auf Kurierdienste aus, was für die Unternehmen allerdings teuer ist.“

Der Poststreik läuft mittlerweile bereits in der dritten Woche. Am Dienstag (23. Juni) hatte die Gewerkschaft Verdi wieder Zehntausende Mitarbeiter zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Laut Post werden etwa 80 Prozent der Briefe und Pakete pünktlich befördert. Millionen Lieferungen verzögern sich aber jeden Tag. Verbraucher können einen Vorlauf einplanen oder auf Alternativen ausweichen.

Vorlauf einplanen: „Sie sollten mit der Post nicht bis zum letzten Drücker warten“, rät Julian Graf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Bei normalen Sendungen empfiehlt es sich, mindestens drei Tage Vorlaufzeit einzuplanen. Bei fristgebundenen Sendungen sollten es zur Sicherheit noch einige Tage mehr sein. Im Zweifel können Kunden auf Alternativen zur Post ausweichen.

Fax: Betroffene, die wegen des Poststreiks Gefahr laufen, zum Beispiel einen Kündigungstermin zu verpassen, können auch ein Fax versenden. „Das geht aber nur, wenn keine Schriftform erforderlich ist“, erklärt Graf. Solch ein Fax hat vor Gericht als Zugangsbeweis Bestand. „Heben Sie aber besser das Übermittlungsprotokoll auf“, rät der Verbraucherschützer. Die Bestätigung beweise nur die Übermittlung des Datensatzes als solche, nicht, ob der genaue Inhalt wahrnehmbar zugestellt wurde. Braucht ein Schreiben eine Originalunterschrift, ist ein Fax nicht ausreichend.

DE-Mail und E-Mail: Bei der DE-Mail handelt es sich um eine im E-Government-Gesetz festgeschriebene, in bestimmten Fällen rechtssichere E-Mail-Variante, die von der Deutschen Telekom, Francotyp-Postalia sowie United Internet mit 1&1, Web.de und GMX angeboten wird. Bei der Kommunikation mit Behörden, die das Verfahren einsetzen, ersetzt die DE-Mail die Schriftform vollständig.

Ob das auch für DE-Mails an Unternehmen gilt, hängt von den Geschäftsbedingungen (AGB) des Empfängers ab - und davon, ob die Firma überhaupt eine DE-Mail-Adresse eingerichtet hat. Schreibt das Unternehmen für Kündigungen oder andere Vorgänge die Schriftform vor, reicht eine DE-Mail nicht aus. Es kann aber auch sein, dass Unternehmen Kündigungen per E-Mail akzeptieren, also die sogenannte Textform. Auch dies ist in den AGB nachzulesen. Wer DE-Mail nutzen möchte, muss sich erst einmal persönlich identifizieren lassen. So soll sichergestellt werden, dass eine DE-Mail tatsächlich vom angegebenen Absender stammt.

Andere Post-Dienste: Muss ein unbedingt ein Schriftstück verschickt werden, können Verbraucher unter Umständen auch auf alternative Anbieter zurückgreifen, erklärt Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Briefe können zum Beispiel über die Pin AG verschickt werden. Auch für Pakete gibt es andere Anbieter wie zum Beispiel Hermes, DPD oder FedEx. Muss es schnell gehen, kann im Zweifel auch ein Kurier-Dienst wie Go Express and Logistics beauftragt werden. „Wollen Sie ihren Vertrag im Fitness-Studio kündigen, können Sie das Schreiben aber auch selber hinbringen“, rät Fischer Volk. „Wenn Sie sich den Empfang bestätigen lassen, gilt es in der Regel auch als zugestellt.“

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