Dekantieren und Karaffieren - Was ist der Unterschied?

Coburg (dpa/tmn) - Wein muss atmen, damit er seine Aromen voll entfalten kann. Wird er dazu in ein bauchiges Gefäß umgefüllt, sprechen viele vom 'Dekantieren'. Dabei heißt es eigentlich 'Karaffieren'.

Peer Holm von der Deutschen Sommelier-Union erklärt den Unterschied.

Wenn Wein aus der Flasche vorsichtig in ein bauchiges Gefäß umgefüllt wird, um ihn zu belüften, sprechen die meisten Menschen vom Dekantieren. „Ganz richtig ist das nicht. Der korrekte Fachbegriff für das geschickte Umfüllen lautet 'Karaffieren'“, erklärt Peer Holm.

Dabei wird der Wein nach und nach in eine bauchige Glasflasche gegeben: Langsam fließt der edle Rebsaft an der Innenseite des Gefäßes hinab und kommt dabei mit Sauerstoff in Kontakt. „Das Gefäß selbst hat eine bauchige Form, damit der Wein sich in ihr ausbreiten kann und damit eine große Oberfläche hat“, sagt Holm. So komme weiter Sauerstoff an ihn heran - der Wein atmet und entfaltet nach und nach seine Aromen.

Junge, frische Weine wie viele Sommerweine sind allerdings keine Kandidaten für das Karaffieren - im Gegenteil. „Sie haben eine leichte, prickelnde Kohlensäure, die ihnen durch das Karaffieren genommen würde“, erläutert Holm.

Das Dekantieren meint hingegen, den Wein von Trubstoffen zu trennen. Vor allem bei gereiftem Rotwein der ersten Lagen oder Likörweinen wie Vintage-Portwein setzen sich diese Schwebstoffe mit der Zeit ab, die nicht im Glas landen, sondern in der Flasche bleiben sollen. Daher wird der Wein aus der Flasche vorsichtig in eine schlanke Karaffe umgefüllt.

Hilfreich ist dabei eine Lichtquelle, zum Beispiel eine Kerze. Damit kann man beobachten, wann die Trubstoffe vom Flaschenboden mit dem Wein zum Flaschenhals fließen. Sobald sie am Übergang zum Flaschenhals ankommen, ist das Umfüllen beendet.

„Die Kerze sollte aber nicht genau unter der Flasche stehen, damit der Wein nicht warm wird“, warnt Holm. Zudem werde erst kurz vor dem Einschenken und Genießen des Weines dekantiert. „Gereifter Wein muss nicht mehr viel atmen, denn er ist schon durch sein Alter voll ausgereift. Viel Sauerstoff kann ihm sogar schaden und ihn umkippen lassen“, so Holm.

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