Experten: Mehr junge Erwachsene leiden unter Fettleibigkeit

Hannover (dpa) - Es wird immer mehr zum Problem: Junge Menschen in Deutschland leiden immer öfter unter extremem Übergewicht. Medikamente allein können da nicht helfen - vielmehr ist Geduld gefragt.

In Deutschland leiden vermehrt Männer und junge Erwachsene unter extremem Übergewicht. „Insgesamt ist fast ein Viertel der deutschen Bevölkerung adipös“, sagte die Kongresspräsidentin der Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG), Prof. Martina de Zwaan, am Freitag (4. Oktober) in Hannover. Die Krankheit bringe medizinische und psychologische Probleme mit sich. Bei dem Kongress wird unter anderem ein Programm für die bundesweit rund 200 000 Jugendlichen mit starkem Übergewicht vorgestellt.

Von Adipositas spricht man ab einem Body Mass Index (BMI) von 30. Bei einer Größe von 1,70 Meter wären das 86,5 Kilogramm. Mit dem BMI wird das Verhältnis zwischen Körpergröße und Gewicht dargestellt, indem man das aktuelle Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch das Quadrat der Körpergröße in Metern.

Wer extremes Übergewicht loswerden will, braucht einen langen Atem. Eine schnelles Abnehmen mit Wunderpillen sei unrealistisch, betonte Prof. Alfred Wirth von der DAG. Grundlage der Behandlung von starkem Übergewicht sollte immer eine Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sein. Ohne diese Basis sollte Fettleibigkeit nicht mit Medikamenten oder chirurgisch behandelt werden.

Die aktualisierte Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ sieht Wirth zufolge vor, dass Menschen mit einem sogenannten Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 35 innerhalb von sechs bis zwölf Monaten mehr als fünf Prozent ihres Ausgangsgewichts abnehmen sollten. Liegt der BMI über 35, sei ein Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent anzustreben.

Im Rahmen der Ernährungstherapie empfiehlt die Leitlinie zunächst eine umfassende Ernährungsberatung. Dann gilt es, pro Tag mindestens 500 Kalorien weniger zu sich zu nehmen, als der Körper verbraucht. Um das zu erreichen, sollte der Anteil von Fett und Kohlenhydraten in der Nahrung gesenkt werden. Extrem einseitig dürfe die Ernährung nicht sein.

Grundsätzlich sollte sich jeder, der zu viele Pfunde mit sich herumschleppt, mehr bewegen. Dazu gehört auch erhöhte körperliche Aktivität im Alltag. Um abzunehmen, sollten sich Betroffene mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen beziehungsweise 1200 bis 1800 Kalorien pro Woche durch Sport verbrauchen. Krafttraining sei nicht so effektiv wie Ausdauersport.

Bei der Verhaltenstherapie geht es unter anderem darum, sich selbst zu beobachten, Rückfälle vermeiden zu lernen und Reaktionsmöglichkeiten zu entwickeln, wenn die Waage wieder mehr Kilos anzeigt.

Zusätzlich zu dem dreiteiligen Basisprogramm können ärztlich verordnete Medikamente zum Einsatz kommen. Die Leitlinie empfiehlt dafür aber nur den Wirkstoff Orlistat, der die Fettaufnahme bei der Verdauung hemmt. Chirurgisch behandelt werden sollten nur Menschen mit einem BMI zwischen 35 und 50, wenn die konservative Therapie nach einem halben Jahr keine Veränderungen gebracht hat.

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