Immunsuppressiva sollen Diabetes verzögern

München (dpa) - Immunsuppressiva sollen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes den Krankheitsverlauf verzögern.

Bei Neuerkrankungen werde versucht, damit die für die Insulinproduktion notwendigen Betazellen zu schützen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Forschergruppe Diabetes e.V. am Helmholtz-Zentrum in München, Michael Hummel, der Nachrichtenagentur dpa im Vorfeld des Welt-Diabetes-Tages am 14. November.

Am 11. und 12. November wollen sich bei der Herbsttagung der Deutschen Diabetesgesellschaft in Berlin rund 3000 Experten mit neuesten Erkenntnissen zur Zuckerkrankheit und ihrer Behandlung befassen. Hummel wird den Kongress zusammen seinem Kollegen Martin Füchtenbusch leiten.

„Es sind Medikamente, die sehr gezielt in den Immunhaushalt eingreifen“, sagte Hummel. „Sie werden derzeit in Studien mit Patienten getestet. Ein anderer Ansatz ist eine Immunmodulation im Sinne einer spezifischen "Impfung" mit Autoantigenen.“ Denn Diabetes 1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der eine fehlgeleitete Immunreaktion körpereigene Zellen zerstört, in diesem Fall die Betazellen. „Es wäre ja schon ein Erfolg, wenn eine Betazellreserve erhalten werden könnte“, sagte Hummel. Dann würde der Körper noch etwas Insulin selbst produzieren. Die Schwankungen der Blutzuckerwerte wären nicht so groß und insbesondere gefährliche Unterzuckerungen seltener. Erste Ergebnisse zeigten „einen gewissen positiven Effekt“. „Aber es ist kein Durchbruch im Sinne einer Heilung da.“

Die Zahl der Patienten mit Typ-1-Diabetes steigt in den Industrieländern, und die Erkrankung beginnt immer früher - oft schon im Kindesalter. Die Ärzte vermuten als Grund dafür eine Änderung von Umweltfaktoren, die eine Fehlsteuerung des Immunsystems verstärken.

„Es zeigt sich, dass frühe Faktoren wie frühkindliche Ernährung oder möglicherweise virale Infektionen den Krankheitsverlauf beeinflussen und beschleunigen könnten“, sagte Hummel. Kinder, die mindestens vier Monate gestillt würden, hätten ein geringeres Typ-1-Diabetes-Risiko als Kinder, die früh bestimmte Nahrungsmittel wie zum Beispiel manche Getreideprodukte bekämen. „Ziel der Forschung ist die Identifizierung von auslösenden Umweltfaktoren, so dass diese dann im nächsten Schritt im Sinne einer Krankheitsprävention verändert werden können.“

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