Knoten in der Schilddrüse: So werden sie untersucht

Hamburg (dpa/tmn) - Mancher Mann bemerkt ihn beim Rasieren, bei anderen wird er bei einer Lymphknotenuntersuchung erkannt: ein Knoten in der Schilddrüse. Mit Tests lässt sich ermitteln, ob es sich um eine bösartige Veränderung handelt, die therapiert werden muss.

Knoten in der Schilddrüse können winzig klein sein und keinerlei Beschwerden machen. Sie können aber auch mehrere Zentimeter groß und von außen tastbar sein und auf die Luft- oder Speiseröhre drücken. Ein Screening auf Initiative eines Pharmakonzerns zeigte 2003 bei einem Viertel von mehr als 83 000 Menschen in Deutschland knotige Veränderungen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat jeder zweite Bundesbürger über 50 Jahren knotige Veränderungen. Nicht alle Knoten sind jedoch behandlungsbedürftig.

„Vor allem in der Erkältungszeit fallen vermehrt Schilddrüsenknoten auf, wenn Ärzte auf der Suche nach vergrößerten Lymphknoten den Hals abtasten“, sagt Michael Weber, Nuklearmediziner von der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg. Männer ertasteten die Knoten teilweise beim Rasieren. Auch Beschwerden durch eine veränderte Hormonlage können ein Hinweis sein. Ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen kann zu Herzrasen, Gewichtsverlust und Hyperaktivität führen. Bei einem Zuwenig kann es zu Gewichtszunahme und Schlappheit kommen.

Gibt es Anhaltspunkte für Knoten, steht ein Ultraschall der Schilddrüse auf dem Programm. Knoten sind bereits unter einer Größe von einem Zentimeter erkennbar. „Hinweise auf einen bösartigen Tumor können eine Echoarmut des Gewebes, punktuelle Verkalkungen, unregelmäßige Grenzen der Knoten und eine auffällige Durchblutung sein“, erläutert Weber.

Der nächste Schritt sei bei Knoten ab einem Zentimeter Durchmesser die Szintigraphie der Schilddrüse durch Nuklearmediziner. Diese stellt die Aktivität der Schilddrüse beziehungsweise der Knoten dar und ist ein Anhalt für deren Stoffwechsel. „Dabei wird radioaktives Technetium über eine Vene gespritzt. Dieses wird wie Jod von der Schilddrüse aufgenommen, aber nicht verstoffwechselt.“ Am Bildschirm zeigt sich die Aktivität farbig, je nachdem, wie viel von der radioaktiven Substanz aufgenommen wird. „Mehr Klarheit kann dann eine Feinnadelpunktion bringen, bei der Zellen aus der Schilddrüse entnommen werden“, sagt der Chirurg Prof. Jochen Kußmann, Leiter der Abteilung Endokrine Chirurgie an der Schön-Klinik in Hamburg.

Doch bei welchem Befund sollten Patienten operiert werden? „Wenn Anhaltspunkte für eine Bösartigkeit vorliegen, Knoten auf die Speise- oder Luftröhre drücken oder es zu einer starken Schilddrüsenüberfunktion kommt, die medikamentös nicht in Schach zu halten ist, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden“, sagt Kußmann. „Zu den Risiken einer Schilddrüsen-OP gehört die Beschädigung des Stimmbandnerven, das ist vor allem bei Patienten zu bedenken, die ihre Stimme für ihren Beruf benötigen.“ Darüber hinaus könnten die Nebenschilddrüsen beeinträchtigt werden, die über das Parathormon den Kalziumstoffwechsel regulieren.

Als Medikamente gegen eine Überfunktion werden sogenannte Thyreostatika verschrieben, die als Nebenwirkungen die Leber schädigen können. Daher sollten sie nicht jahrelang genommen werden. Liegt keine Überfunktion der Schilddrüse durch die Knoten vor, kommen Schilddrüsenhormone und/oder Jodid zum Einsatz, um die Knoten oder die Knotenstruma zu behandeln. „Man kann in der Regel eine Knotenstruma mit Medikamenten nicht vollständig zurückbilden, aber häufig ein weiteres Größenwachstum verhindern“, sagt DGE-Sekretär Prof. Martin Grußendorf.

Als alternative Therapie bei gutartigen Veränderungen gilt die Radiojodtherapie. „Eine Radiojodtherapie kommt nach den Leitlinien beispielsweise erstrangig in Frage, wenn die Schilddrüse schon einmal operiert wurde, ein erhöhtes OP-Risiko besteht oder eine Operation abgelehnt wird“, erläutert Weber.

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