Lesen hält ein Leben lang jung

Regelmäßige Lektüre macht das Gehirn fit — Brille und Großdruck helfen bei möglichen Problemen.

Lesen hält ein Leben lang jung
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Bonn. Endlich Zeit für ein gutes Buch! Wer in den Ruhestand geht, hat plötzlich viel Zeit zur Verfügung. Lesen halte ältere Menschen geistig aktiv und ermögliche ihnen, bei aktuellen Themen mitreden zu können, sagt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) in Bonn. Allerdings gibt es im Alter auch Hindernisse beim Lesen, wie zum Beispiel die nachlassende Sehkraft oder Konzentration. Experten ermutigen Senioren jedoch, das Lesen nicht aufzugeben, sondern einfach ihren Fähigkeiten anzupassen.

Aus Sicht der Fachleute gibt es viele Vorteile, wenn Menschen auch im höheren Alter zu Büchern oder Zeitungen greifen. „Es ist eine besondere Art von geistiger Aktivität, denn es erfordert in der Regel eine höhere Konzentration als beispielsweise Fernsehen“, sagt Lenz. Durch die Fähigkeit, Wörter im Gehirn in Bilder umzusetzen, werde die Gedächtnisleistung unterstützt. Und durch die Auseinandersetzung mit Texten werden der Wortschatz, der Sprachgebrauch und die Konzentrationsfähigkeit gefördert, ergänzt Simone Helck vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) in Köln. Das Lesen einer Tageszeitung sei darüber hinaus eine wichtige Form der Tagesstrukturierung für Menschen im Ruhestand.

Was passiert im Gehirn, wenn man liest? „Wir bilden neue Synapsen, also Verschaltungen der Nervenzellen, im Gehirn aus, wenn wir es stimulieren, also auch beim Lesen“, sagt der Mediziner Manfred Gogol, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie. Einmal im Jahr ein Buch in die Hand zu nehmen, reiche dafür aber nicht aus.

Gogol empfiehlt, sich Literatur über Themen zu suchen, die einen wirklich interessieren. Sind lange Romane zu anstrengend, können Ältere gut auf Kurzgeschichten oder Kurzfassungen von Romanen zurückgreifen. Voraussetzung sei aber in jedem Fall, dass eine Sehschwäche durch einen Augenarzt und Optiker korrigiert wird.

Etwa 55 Prozent der über 60-Jährigen geben an, dass sie längeres Lesen anstrengt. Etwa jeder Fünfte in dieser Altersgruppe sagt von sich, dass er beim Lesen öfter Pausen einlegen muss wegen der Augen. Diese Daten stammen aus der Studie „Lesen in Deutschland“ der Stiftung Lesen in Mainz.

Als Antwort auf die Bedürfnisse älterer Menschen haben die Verlage unter anderem Bücher mit großen Buchstaben und einem breiteren Zeilenabstand auf den Markt gebracht. Laut Ursula Lenz von der BAGSO lohnt es sich, in Bibliotheken oder im Buchladen nach Büchern im Großdruckformat zu fragen und zu sehen, ob man damit zurechtkommt.

Egal, was man liest: Ein wichtiger Aspekt ist laut den Experten die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen auszutauschen. Ob nun Klatschzeitschrift, hochrangige Literatur oder die Zeitung als Informationsquelle — es können sich dadurch Gespräche entwickeln. Wer sich alleine fühlt, kann sich beispielsweise einen Literaturkreis suchen. Dort werden Bücher gemeinsam gelesen und besprochen.

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