Messe Rehacare: Aus dem Rollstuhl in den Roboteranzug

Auf der Rehacare zeigen Aussteller, was mit neuester Technik alles möglich ist. Querschnittsgelähmte können beispielsweise wieder laufen.

Düsseldorf. Andre Van Ruschen ist seit zehn Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Seit einem Monat kann er wieder gehen. Mit einem sogenannten Exoskelett läuft er auf der Messe Rehacare in Düsseldorf auf und ab.

Damit er das Gleichgewicht halten kann, braucht er Krücken. Über eine Uhr am Handgelenk wählt er zwischen Menüpunkten wie Gehen, Setzen, Treppensteigen. Ein Gestell, das von der Hüfte bis zum Fuß führt, setzt die Beine in Bewegung.

In einem Rucksack trägt er einen Bordcomputer und einen Akku bei sich. „Dort ist beispielsweise die Schrittfolge oder die Höhe einer Treppenstufe programmiert“, erklärt John Frijters von der Firma Argo Medical, die den „Rewalk“ entwickelt hat.

Noch läuft Andre Van Ruschen etwas unsicher. „Das ist trotzdem ein unbeschreibliches Gefühl.“ Nicht jeder wird sich dieses Gefühl leisten können: 52 000 Euro kostet der Roboteranzug.

Auch Lena Kredel verdankt neuester Technik ein Stück Selbstständigkeit. Der Fachbereich Elektrotechnik der Universität Bremen hat den Assistenzroboter „Friend“ entwickelt. Kredel, die vom Hals ab gelähmt ist, kann mit ihm bald in der Universitätsbibliothek Bremen arbeiten. „Ich habe Jahre nach einem Job gesucht“, sagt sie.

An ihrem Rollstuhl haben die Wissenschaftler einen Roboterarm angebracht, mit dem sie Bücher greifen kann. Eine Kamera filmt die Titelseite, die Bilder erscheinen auf einen Minicomputer. Kredel bedient das System mit ihrem Kinn. „Wie mit einem Joystick“, so Torsten Heyer, Uni Bremen. Drei Jahre hat die Entwicklung des Unikats gedauert. Allein die Materialkosten belaufen sich auf 100 000 Euro.

Martin Braxenthaler hat das Außengelände für sich entdeckt. Er testet das Handfahrrad von „Otto Bock“, das einen Elektroantrieb hat. 40 Stundenkilometer kann der Mann, der sonst im Rollstuhl sitzt, mit dem geländetauglichen Rad erreichen.

Dank des Hilfsmotors werden die Arme, mit denen das Gefährt betrieben wird, nicht müde. „Das Rad bedeutet Freiheit. Ich kann durch den Wald fahren und Orte erreichen, die ich sonst nie sehen könnte.“ 2013 kommt es auf den Markt. Es wird um die 3000 Euro kosten.

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