Ostereier in XXL - frisch vom Strauß

Kevelaer (dpa) - Das Osterei kommt vom Huhn. Zur Ausnahme von der Regel wird immer häufiger das Straußenei - auch wenn das größte Ei, das die Tierwelt zu bieten hat, in kein Osternest passt und super lange kochen muss.

Nach Schnitzel oder Getränkeflaschen jetzt also auch das Osterei in XXL: Stattliche 1500 Gramm wiegt ein Straußenei im Schnitt. Zu groß und schwer für jedes Osternest. Während zu Ostern eigentlich immer alles niedlich ist - die Plüschküken, die kleinen Schoko-Eier, die gebackenen Lämmchen, die Blümchen auf dem Frühstückstisch - darf es für viele bei den Ostereiern ausnahmsweise auch mal etwas größer sein: ein Straußenei, das größte Ei der Welt.

Das beobachtet Ralph Schumacher, Präsident des Bundesverbands Deutscher Straußenzüchter: „Immer mehr Menschen kaufen Straußeneier zu Ostern. Seit zwei, drei Jahren nimmt das zu“, sagt der Inhaber einer großen Straußenfarm in Rheinland-Pfalz. Für die Züchter ist das allenfalls ein nettes Zubrot, kein richtiges Geschäft, zumal sie nicht auf Masse setzen können. Denn in der Regel reicht ein einziges Ei für eine ganze Oster-Frühstücksgesellschaft.

Ein Straußenei entspricht in der Menge etwa 25 Hühnereiern. „Die meisten machen Rührei davon“, sagt Anita Jeuken vom Straußenhof Jeuken in Kevelaer am Niederrhein. Um es als Osterei ganz klassisch hartgekocht zu essen, müsste es eine Stunde kochen, Minimum. Das wäre aber zu schade. Die schöne Fettschicht auf der Eierschale würde dabei kaputtgehen. „Viele kaufen auch nur die Schale, setzen Gestecke rein oder machen ein Osternest daraus“, erzählt Jeuken.

Der Trend zu größeren Ostereiern ist nicht unbedingt eine neue Zeiterscheinung, sagt die Volkskundlerin beim Landschaftsverband Rheinland, Sabine Thomas-Ziegler. Im Mittelalter bezahlten die Bauern die Pacht an den Grundherrn oft mit Hühnereiern, da es zu der Zeit noch keine anderen Naturalien gab. „Da war auch immer mal ein Gänseei dabei“, sagt Ziegler - also schon eine Nummer größer. Jetzt lebt der afrikanische Strauß auf deutschen Farmen, da gebe es jetzt eben auch Straußeneier zu Ostern. Hauptsache Ei - „ein Fruchtbarkeitssymbol, das dem Fest übergestülpt wurde“, sagt Thomas-Ziegler.

Ein Strauß legt von März bis September Eier. Die ersten Küken sind vor wenigen Tagen geschlüpft und liegen in einer umgebauten Tiefkühltruhe: 15 Tierchen, die nicht recht ins flauschige Kükenklischee passen: Wonneproppen, die immerhin schon 500 Gramm auf die Waage bringen und mit ihren stämmigen Beinchen auch schon laufen können. Das Federkleid wirkt wie gegelt, gar nicht flauschig. Nur das aufgeregte Gepiepe passt ins Bild.

Zwei Nachzügler haben zwar schon Löcher in die Schalen gedrückt, aber fürs Schlüpfen reicht es noch nicht. Die Schalen der geschlüpften Artgenossen liegen schon vor der Truhe, aufgehackt, zersprungen, als Osterschmuck begehrt.

Mit rund 80 Straußen gehört die Farm der Jeukens zu den größeren in Deutschland. Die Küken, die gerade geschlüpft sind, gehen in ein paar Tagen an andere Farmen meistens zur Fleischproduktion. Die alten Zuchttiere stehen im Gehege, können aber jederzeit in den Stall. Massige Vögel mit langen Hälsen, die dem Menschen mit ihren Kulleraugen auf Augenhöhe sind.

Die afrikanischen Vögel werden seit mehr als 20 Jahren in Deutschland gezüchtet. So lange dauert auch schon der Streit mit den Tierschützern, ob der afrikanische Wildvogel nach Deutschland gehört oder nicht. Am Niederrhein wirken sie wie aus einer anderen Welt, aber faszinierend.

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