Pilzsuche mit dem Smartphone - Nicht nur auf die App verlassen

Hamburg (dpa/tmn) - Wer Speisepilze sammelt, muss vor allem eines: sich ganz sicher sein. Hilfsmittel gibt es viele, mancher nimmt an einem Kurs teil, andere ziehen mit einem Buch los. Natürlich gibt es inzwischen auch Apps, die dabei helfen sollen, giftig und lecker zu unterscheiden.

Pilzsuche mit dem Smartphone - Nicht nur auf die App verlassen
Foto: dpa

Aber Experten warnen: „Ein Speisepilzsammler, der sich bei der Bestimmung nur von einer App leiten lässt, spielt grob fahrlässig mit seiner Gesundheit.“ Das ist das Ergebnis einen Tests der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (Pilzkunde). Der Pilzsachverständige Wolfgang Prüfert stellt darin fest: „Pilze zu bestimmen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die auch durch eine App auf dem Smartphone nicht leichter wird.“

In der Tat: das Stockschwämmchen vom giftigen Gift-Häubling zu unterscheiden, ist für manche ebenso schwierig wie den Perlpilz vom Pantherpilz zu trennen. Sieben Pilzbestimmungs-Apps hat Prüfert eingehend auf Qualität der Abbildungen und Beschreibungen und im Hinblick auf Warnhinweise für Verwechslungen getestet: „Meine Pilze“ (Klaus Bornstedt), „Pilzführer 2 Pro“ (Nature Mobile), „Pilzsuche Ultra“ (Mykomedia), „Pilz Id“ (sunbird), „MykoPro“ (IvoryCode), „Pilzführer Nature Lexicon“ (InnoMoS) und „Pilze Sync HD“ (Zlato Ivec).

Die Vollversionen kosten zwischen fünf und zehn Euro, die meisten gibt es nur für Android-Smartphones und nicht für Apple-Geräte. Testsieger und einzige App mit einer durchweg positiven Empfehlung ist „Meine Pilze“. Dahinter landete die App „Pilzführer 2 Pro“.

Wer eine solche App nutzt, muss zuerst unter den wichtigsten Merkmalen der Pilze auswählen. Haben sie Hut und Stil oder sind es nur runde Fruchtkörper? Gibt es Lamellen auf der Hut-Unterseite oder ein schwammartiges Röhrenpolster? Dann führt die App zu den einzelnen Pilzgruppen und -arten, mit detaillierten Beschreibungen und Abbildungen.

Die Bedienung ist für Neulinge nicht ganz einfach. Volker Walther, Leiter des Pilzmuseums in Bad Laasphe, fand es „etwas gruselig“, als er zum ersten Mal einen Anfänger bei der Pilzbestimmung per App beobachtete. Denn mit den Fachbegriffen für die Beschreibung der Pilze können Anfänger oft nichts anfangen. Eine Gefahr sieht Walther auch darin, dass Apps immer nur eine Auswahl der vielen 1000 vorkommenden Pilzarten zeigen. Wer sich aber mit Pilzen schon auskennt, für den kann eine App eine gute Hilfe sein.

So sieht es auch der App-Entwickler und Pilz-Sachverständige Klaus Bornstedt aus Braunschweig. Er würde einem Anfänger aber auch davon abraten, lediglich mit einem Pilzbuch in den Wald zu gehen. Was also tun als Anfänger ohne pilzkundige Freunde? Auf den Seiten der Gesellschaft für Mykologie finden sich Hinweise auf zahlreiche Pilzsachverständige, die Anfänger beraten. Viele von ihnen bieten auch Pilzwanderungen an.

Ein Wochenendseminar kostet beispielsweise in Bad Laasphe 85 Euro pro Person. Dabei wird auf Exkursionen das fachgerechte Sammeln gezeigt, man lernt die wichtigsten Speisepilze und ihre Doppelgänger - sowie die gefährlichsten Giftpilze kennen.

Wer einen solchen Kurs belegt hat, kann sich dann normalerweise auch mit einer App in den Wald wagen und die Welt der Pilze erkunden. Die wichtigste Grundregel lautet stets: Nur die Pilze essen, die man absolut sicher kennt und von denen man weiß, dass sie zum Verzehr geeignet sind.

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