Wann beginnt die Alkoholsucht?

Therapie: Etwa zehn Millionen Menschen trinken soviel, dass es ihre Gesundheit gefährdet.

<strong>Erkrath. Wenn Werner S. abends geschafft aus dem Büro kommt, gönnt er sich erst einmal ein eiskaltes Bier. Das braucht er, um sich zu entspannen, um den Stress hinter sich zu lassen. Meist bleibt es aber nicht bei dem einem Glas... Werner S. befindet sich an einer gefährlichen Schwelle: Er ist zwar noch nicht alkoholsüchtig, aber auf dem besten Wege dahin. So wie ihm geht es in Deutschland etwa zehn Millionen Menschen. Sie konsumieren laut der Deutschen Suchtzentrale Alkohol in gesundheitlich riskanter Form und überschreiten regelmäßig die empfohlene Menge. Doch wann sollten bei einem selbst die Alarmglocken klingeln, wann muss man sein Verhalten ändern? "Wenn der Alkohol eine Funktion übernimmt, beispielsweise dafür sorgt, dass man sich beruhigt. Dann sollte man alarmiert sein”, erläutert Hans Räbiger-Stratmann vom Suchthilfe BIZ der Diakonie in Erkrath. Ein weiteres Indiz sei, wenn die benötigte Menge immer mehr steige. "Wenn der Betroffene jetzt eine Suchtberatungsstelle aufsucht, besteht noch die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, selbst seinen Alltag zu verändern”, weiß Räbiger-Stratmann. Die Berater würden dann gemeinsam mit dem Gefährdeten das Alkohol-Konsumverhalten analysieren und individuelle Lösungen entwerfen.

Nicht jeder benötigt direkt einen stationären Entzug

Dem einen hilft es beispielsweise, wenn er eine Zeit lang abstinent ist. Ein anderer reglementiert sein Trinkverhalten, indem er zum Beispiel pro Woche nur eine bestimmte Menge zu sich nimmt. Oder man versucht durch Gruppengespräche sein Problem in den Griff zu bekommen. "Wichtig ist, dass man aber im Vorfeld genau herausfindet, warum man den Alkohol trinkt”, so der Suchtexperte.

Übrigens, wer sich nicht sicher ist, ob er oder sie zu der gefährdeten Gruppe gehört, sollte sich folgende Frage stellen: Wurde das Thema Alkohol innerhalb weniger Wochen mehrmals angesprochen, aber dann doch wieder verworfen? Wenn ja, dann sollte man in jedem Falle eine Beratungsstelle aufsuchen. Wer sich informieren möchte, kann sich beispielsweise an die Suchtberatung der Diakonie in Erkrath wenden (02104/47171).

Menge Es gibt keinen risikofreien Alkoholkonsum, lediglich verhältnismäßig risikoarme Trinkmengen: Männer können pro Tag dreimal bis zu einem Viertel Liter Bier oder dreimal bis zu einem Achtel Liter Wein trinken; Frauen können zweimal einen Viertel Liter Bier oder zweimal einen Achtel Liter Wein trinken.

Leber Die gefährlichste Folge von zuviel Alkohol ist die Leberzirrhose. Dabei wird die Leber geschädigt. Leberzirrhose ist eine unheilbare Krankheit, die zum Tode führt.

Magen Der Konsum von mehr als 30 bis 40 Gramm Alkohol pro Tag führt oft zur Verletzung der Magenschleimhaut. Auch die Schleimhaut des Dünndarmes wird oft geschädigt. Die Folge: Bestimmte wichtige Nährstoffe können nicht mehr aufgenommen werden. Es kommt zu Mangelerscheinungen.

Herz- Kreislaufsystem Chronischer Alkoholkonsum erhöht das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen. Auch das Schlaganfallrisiko steigt.

Hormonelle Störungen Durch zuviel Alkohol wird die Produktion der Sexualhormone schwer gestört. Beim Mann führt das oft zur Impotenz, zur Vergrößerung der Brustdrüse und zur Schädigung des Samens. Bei Frauen erhöht sich das Brustkrebsrisiko.

Krebserkrankungen Bestimmte Krebserkrankungen werden durch den Missbrauch von Alkohol gefördert: Leber-, Speiseröhren- und Darmkrebs.

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