Die neue Leichtigkeit - Designer bitten zu Tisch

Berlin (dpa/tmn) - Der Esstisch wird als Möbel oft unterschätzt, obwohl er das soziale Zentrum der Wohnung darstellt. Aktuell gibt es einen Trend bei den Designs: Auffällig viele dünne, weniger kantige Modelle kommen auf den Markt.

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Das bietet Komfort und Beinfreiheit.

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In der Geschichte des Designs gibt es zahlreiche Stühle, die es in den Rang einer Ikone geschafft haben. Bei den Tischen finden sich nur wenige Klassiker. Und das ist verwunderlich. Denn obwohl der Tisch oft nicht die größte Aufmerksamkeit genießt, spielt das Möbel im praktischen Alltag eine ganz zentrale Rolle: „In meinen Augen ist der Tisch das Herz der Wohnung, des Büros, des Restaurants“, erklärt der spanische Designer Jaime Hayon aus Barcelona. „Am Tisch teilen wir unsere größten Freuden und Sorgen miteinander, und letztendlich passieren einige der wichtigsten Dinge im Leben am Tisch.“

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Heute kommunizieren die Menschen unentwegt, gucken dabei aber oft nur auf einen Bildschirm. Aber wenn sie sich an den Tisch setzen, dann reden sie miteinander von Angesicht zu Angesicht. Jaime Hayon gibt deshalb seinem neuen Tischentwurf für den dänischen Hersteller Fritz Hansen den Namen Analog. „Es soll eine Hommage sein an die echte Gemeinschaft der Menschen, an Intimität, Austausch und Anwesenheit“, sagt er.

Mit dem Analogen verbinden wir etwas Warmes, Lebendiges. Der neue Tisch von Jaime Hayon besteht aus viel Holz und bleibt in seinem Design nur noch wenig geradlinig. Ungewöhnlich gestaltet ist die Platte. Deren Form ist weder richtig rund, aber auch nicht oval oder viereckig. Die Bestuhlung des Tisches muss deshalb nicht in strikter Reihung erfolgen, sondern bietet die Möglichkeit zu ganz unterschiedlichen Formationen. Die aus Massivholz gefertigten, ovalen Füße sind durch ein trompetenförmiges Verbindungselement aus Aluminium an der Platte angebracht. Das dient der Stabilität, ist aber auch ein interessantes Designelement.

Ein anderer Entwurf eines derzeit für sich sprechenden Tischdesigns kommt von dem britischen Designerduo Edward Barber und Jay Osgerby. Der Schweizer Hersteller Vitra fertigt den Wood Table, wie der Name schon andeutet, komplett aus Massivholz. Aber anders als bei traditionellen Vollholztischen braucht das Modell keinen Rahmen unter der Platte. Barber und Osgerby haben zur Befestigung der Beine ein Verbindungselement aus Aluminiumdruckguss entwickelt. „Zusätzlich verhindert die Konstruktion, dass sich die Platte verformt“, erläutert Vitra-Designchef Eckart Maise. Quer zur Faser verzieht sich das Holz unter Einfluss von Temperatur oder Nässe leicht. Die beiden Metallverbindungen sorgen dafür, dass die Platte flach bleibt.

Die rahmenlose Konstruktion schafft eine für einen Massivholztisch ungewohnt leichte Anmutung. Die so gewonnene Beinfreiheit bringt mehr Komfort. Nutzerfreundlich gestaltet ist auch die abgerundete Kante der Platte. „Wenn man beim Hinsetzen mit dem Bein anstößt oder den Tisch anfasst, dann ist eine weiche Kante viel angenehmer“, sagt Maise.

Komfort in Verbindung mit Leichtigkeit bietet auch der Tisch, den der deutsche, in London lebende Designer Mathias Hahn für die aktuelle Ikea-PS-Kollektion entworfen hat. Hahn hat das Möbel als Klapptisch konzipiert, angelehnt an die klassische Bierbank. Man kann den Tisch wegpacken und bei Bedarf wieder hervorholen.

Die beschichtete Platte aus Multiplex-Sperrholz ist auf ein Minimum reduziert. Das ebenfalls radikal abgespeckte Untergestell gibt viel Beinfreiheit. „Der Tisch ist so konstruiert, dass ich keine Querstreben brauche und in dem Negativraum unter dem Tisch maximale Ausbeute habe“, erklärt Hahn. Seine Leichtigkeit lässt das Möbel nicht nur elegant wirken - es ist auch anpassungsfähig. „Mein Klapptisch ist in verschiedenen Situationen einsetzbar“, sagt Hahn, etwa als Schreibtisch, Esstisch, Kindertisch oder Beistelltisch, drinnen wie draußen.

Hahns Entwurf verdeutlicht, dass der Tisch heute in seiner Funktion nicht mehr festgelegt ist. Viele sitzen mit Laptop am Esstisch oder füllen dort ihre Steuererklärung aus. Die Kinder machen ihre Hausaufgaben und treffen sich zum Spielen. In früheren Zeiten empfing man seine Gäste im Wohnzimmer auf der Couch. Heute sitzt man am Küchentisch bis zum frühen Morgen beim Wein zusammen.

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