Klein und stromlos - Haushaltsgeräte im Campingformat

Welver (dpa/tmn) - Camper müssen auf Komfort verzichten? Sie waschen im Bach, kochen auf dem Lagerfeuer und essen aus dem Topf? Das sind nur Klischees. Denn fast alle Geräte aus dem Haushalt gibt es auch als Campingversion.

Von „kernigem Schliff“ müssen Camper sein - so heißt es jedenfalls in einem Lied der Pfadfinder. Inzwischen müssen sie auf häuslichen Komfort nicht mehr verzichten. Alles, was sie daheim im Alltag verwenden, können sie in etwas abgewandelter Version mit in die freie Natur nehmen. Hauptsache, es ist leicht, klein, robust und braucht möglichst keinen Strom.

Oberstes Gebot beim Campinghaushalt sei, möglichst Leichtes einzupacken, sagt Jörn Ebberg von der Campingzeitschrift „Caravaning“. „Es gibt immer Probleme mit dem Gewicht.“ Die magische Grenze liege bei 3,5 Tonnen. Wiegt das Wohnmobil allein schon 3,2 Tonnen, dürfen also mit Gepäck und Passagieren höchstens noch 300 Kilogramm dazukommen. Sonst ist das Gefährt überladen.

Um das Gewichtsproblem zu umschiffen, produzieren die Hersteller alles so leicht, wie es geht - und kombinieren gern. Eine Heizung für die Wohnmobil-Badkabine gibt es deshalb auch im Teppichformat. Der Heizteppich mag zwar leicht sein. Wirklich notwendig sei er allerdings höchstens für Wintercamper, findet Marie-Luise Großelohmann. Sie leitet den Conrad Stein Verlag in Welver in Nordrhein-Westfalen, der sich auf Outdoor-Bücher spezialisiert hat.

Ein Kombigerät ist die Campingmikrowelle Wavebox von Power Hunt. Wer sich unterwegs sein Süppchen aufwärmen will, schließt das Gerät einfach an die Autobatterie an. Mit Kühlakkus funktioniert die isolierte Kiste, die regendicht, tragbar und extraleicht ist, als Kühlbox. „Das liegt auf der Grenze zwischen Quatsch und sinnvoll“, urteilt Viktoria Groß vom Deutschen Camping-Club in München. Anfänger seien oft dankbar, wenn sich die Mikrowelle um das Abendessen kümmert. Sie kostet zwischen 200 und 260 Euro.

„Die Stromversorgung ist das nächste Thema“, sagt Ebberg. Viele Campinggeräte nutzen Sonnenenergie. Solarduschen zum Beispiel gibt es schon ab 10 Euro. Allerdings böten Campingplätze in der Regel auch fest installierte Duschen an, sagt Groß. Sinnvoll sei die Solar-Variante aber für Familien mit Kindern, gerade im Strandurlaub - um den Sand abzuduschen, bevor sie ins Zelt oder Wohnmobil gehen.

Selbst Waschmaschinen gibt es im Campingformat. Die White Magic etwa läuft ganz ohne Strom: Der Camper befüllt die 2,2 Kilogramm fassende Waschtrommel mit heißem Wasser, Waschmittel und Schmutzwäsche und kurbelt. Die Drehung erzeugt im Bottich einen Druck, der die Wäsche angeblich reinigt. Allerdings wiegt sie rund fünf Kilogramm. Für Groß ist das ein klarer Minus-Punkt.

Auch in Toilettenfragen sind Camper der Natur nicht ausgeliefert. Tragbare Klos, wie die Porta Potti, gibt es in verschiedenen Farben, Formen und Entsorgungsvarianten. Großelohmann rät zu der Variante mit Tank. „Am besten nicht die mit Beutel, wo der Inhalt kristallisiert. Die sind nicht so umweltfreundlich.“

Konsens herrscht bei der Frage nach dem Herd to go: dem Gaskocher. „Das ist allererste Wahl“, sagt Großelohmann. Camper sollten aber darauf achten, dass sich überall passende Gasflaschen nachkaufen lassen. Einige Kocher wie der Omnilite von Primus können auch mit verschiedenen Brennstoffen arbeiten: Gas, Petroleum, Kerosin, Benzin und sogar Diesel. Er kostet 200 Euro. Günstigere Kocher gibt es aber auch schon ab 10 Euro.

Für Luxus-Reisende gibt es sogar Camping-Saunen oder -Klimaanlagen, für Camper mit Freude am Spielerischen Kurbelradios oder Hand-Espresso-Geräte. „Ob die so sinnvoll sind? Aber da zählt dann der Spaßfaktor“, sagt Groß.

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