Möbelmesse IMM zeigt alte Formen mit neuem Schwung

Köln (dpa/tmn) - Oh, là, là: Die Möbelbranche zeigt Kurven. Das Trendmöbelstück 2013 hat runde Kanten und geschwungene Linien, ist aus Holz oder anderem Naturmaterial und aus nachhaltiger Produktion.

Denn das sind die Trends der Möbelmesse IMM in Köln.

Ein Sofa mit runden Polstern, kurvige Hocker und ein Tisch mit geschwungenen statt eckigen Kanten: Die Möbelbranche entdeckt ihre weibliche Seite. Das sagt Markus Majerus von der Kölnmesse, die die Internationale Möbelmesse IMM Cologne in Köln (14. bis 20. Januar) veranstaltet. Was dort zu erwarten ist? Kurven, Kurven, Kurven. Und das hat etwas mit der aktuellen Wirtschaftskrise zu tun.

„Wenn sich die Menschen Sorgen machen, ist "Cocooning" oder auch "Homing" ein großer Trend“, sagt Majerus. Das bedeutet: Sie igeln sich zu Hause ein wie Larven in einem Kokon und machen es sich mit gemütlichen und möglichst natürlich wirkenden Möbeln schön. Das lassen die Verbraucher sich trotz Finanzkrise sogar etwas kosten: „Mit mehr als 350 Euro pro Person und Jahr geben die Deutschen richtig viel Geld für ihre Einrichtung aus.“

„Ich will in keiner unterkühlten Repräsentanz wohnen, sondern gemütlich“, sagt auch die Trendanalystin Gabriela Kaiser aus Weißdorf in Bayern. „Der Komfort wird noch weiter in der Kaufentscheidung überwiegen“, prognostiziert sie daher. „Früher mussten Möbel vor allem gut aussehen. Heute müssen sie auch gut aussehen, zugleich aber sehr funktional sein. Es geht ja auch beides.“

Nun ist die Krise schon einige Jahre alt, und nach dem Krisentrend zurück zur Natur im vergangenen Jahr und zur Heimeligkeit im Jahr davor muss nun etwas Neues für die schlechten Zeiten her. Dieses Jahr seien das eben die Kurven. „Es wird vor allem runde Polster bei den Sofas geben - die Kasten sind weg“, sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), die sich im Vorfeld der Messe bei den Unternehmen erkundigt hat. Denn solche Formen vermitteln im Zuhause ein herzlicheres Gefühl als viele Kanten. Gerade die geschwungenen Möbel der 50er, 60er und 70er Jahre werde es wieder zu sehen geben - oft als Neuinterpretationen.

Ein gutes Gefühl gibt auch das gute Gewissen beim Kauf - und das entsteht durch nachhaltig hergestellte Möbel. Unbehandeltes Holz, insbesondere die gute alte Eiche, Möbelideen mit integrierten Pflanzen und Filz als Bezugsstoff werden die Hersteller beispielsweise zeigen, sagt Majerus. Ein Trend, der sich seit Jahren weiter aufbaut - auch in diesem Jahr, so die Erwartungen.

Was es in diesem Jahr nach Einschätzung der Trendexperten nicht geben wird, ist das Skandalöse und Aufsehenerregende. „Man muss sich nicht mehr denken: Oh Gott, was ist das? Was gezeigt wird, sind Dinge, die der breiten Masse gefallen“, sagt Möbelexpertin Geismann. Und Majerus erläutert: „Die Menschen brauchen derzeit im Wohnraum einfach etwas, was normal, was authentisch, was echt ist.“

Kaiser ergänzt: „Holzmöbel stehen auch für Beständigkeit. Ich will meine Einrichtung ja nicht ständig ändern. Es muss also Design sein, das Spaß macht, und Qualität, die ich lange genießen kann.“ Doch gerade die Massivmöbel seien nicht mehr wuchtige Platzdiebe, sondern ihre Formen werden filigraner.

Mehr darf es aber bei den Küchen sein: Ein Mehr an raffinierter Technik werde auf der alle zwei Jahre parallel zur IMM stattfindenden Küchenschau Living Kitchen zu sehen sein, verrät Majerus. Doch auch hier ist der Naturgedanke nicht weit: „Es geht um die Rückbesinnung auf natürliche Ressourcen - was haben wir wie lange noch?“, erläutert er. Und wie können diese Ressourcen effizienter genutzt werden? Die Geräte werden daher immer stromsparender oder schlauer im Umgang mit der Energie.

Daneben ist das gemütliche Wohnen auch in der Kochecke wichtig: „Es gibt immer mehr zum Wohnraum offene Küchen. Hierauf müssen Geräte Rücksicht nehmen - das heißt, die Spülmaschine oder Dunstabzugshaube darf nicht laut sein“, erklärt Majerus.

Viele Jahre waren Möbel tendenziell weiß. Das ändert sich langsam. „Die Farbe wird ihren Höhepunkt 2013 überschreiten“, sagt Geismann. Auf der Messe werde bereits Grau gezeigt. „Das ist eine interessante Farbe, nicht nur, weil sie so viele Abstufungen haben kann.“ Sie wirke im Wohnraum einfach wärmer und weicher als das klinische Weiß.

Zudem liegt Blau im Trend. „Es ist die Lieblingsfarbe der Deutschen“, sagt Geismann. „Aber jahrelang war es aus dem Wohnraum verbannt, nun darf es wiederkommen. Dunkelblau löst Violett ab.“ Zugleich sieht man bei den Herstellern häufiger pastellige, also abgeschwächte Farben - ein Zitronen- statt eines Sonnengelbs, ein Himmel- statt eines Kobaltblaus.

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