Schnäppchen mit Makel - Vorsicht vor Möbelplagiaten

Bad Honnef (dpa/tmn) - Parfüms vom Basar, billige Designertaschen und vermeintliche Markenschuhe: Vor solchen Plagiaten ist inzwischen jeder häufig gewarnt worden. Aber auch auf dem Möbelmarkt gibt es Fälschungen, ihr Nachweis ist schwierig.

Fälschungen zu kaufen, ist immer eine schlechte Idee. Denn Verbraucher können mit dem vermeintlichen Schnäppchen ganz schön auf die Nase fallen. Trotzdem gibt es immer mehr billig nachgemachte Designermöbel auf dem Markt. Sie sind kaum von den Originalen zu unterscheiden.

Zu Hause kann das dann so ausgehen: Der eine Kunde wird hereingelegt. Er stellt sich sein vermeintliches Designermöbel nach dem Kauf stolz ins Wohnzimmer - und muss später erfahren, dass es doch nicht echt ist. Wie peinlich. Der andere Verbraucher meint gewieft, die billigere Kopie sei nicht schlechter als das Original - bis ihm der schicke Stuhl auseinanderfällt. Er war eben doch nicht so gut verarbeitet wie gedacht.

„Plagiate sind ein wachsendes Problem“, sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef bei Bonn. Besonders aus Asien komme immer mehr kopierte Ware nach Deutschland. Schamlos nachgemacht werden besonders gerne die Design-Klassiker, wie die heute in Lizenz hergestellten Bauhausmöbel.

Wer bewusst oder unbewusst Plagiate kauft, wird meist nicht belangt. „Der Erwerb zu rein privatem Gebrauch gilt in der Regel nicht als Straftat“, erläutert Christoph Graf von der Groeben, Rechtsanwalt aus Düsseldorf. „Weiterverkaufen oder mit Verkaufsabsicht ausstellen darf man diese Möbel aber nicht.“

Geschützt werden die Originale in Deutschland durch verschiedene Gesetze und Regelungen. „Der Geschmacksmusterschutz erfasst die ästhetische Gestaltungsform eines Möbelstücks“, erklärt von der Groeben. Im Wettbewerbsrecht sind Fälschungen ebenfalls festgehalten. Einige Designmöbel genießen darüber hinaus den besonderen Schutz des Urheberrechts. „Schützen lassen sich meist nur die Klassiker“, sagt Ursula Geismann. Das seien Möbelstücke, die sich durch ein hohes Maß an gestalterischer Originalität vom Gros der Masse abheben.

Allerdings gibt es selbst in Europa keine einheitliche Rechtsauffassung. So sind Bauhaus-Stahlrohrmöbel in Italien nicht urheberrechtlich geschützt. „Da können Kopien straflos produziert werden“, sagt von der Groeben. In Deutschland dürften sie aber nicht zum Verkauf angeboten werden.

Das Fälschungsangebot hat sich inzwischen erweitert. „Es finden sich längst nicht mehr nur billigere Kopien von Wagenfeld-Leuchten und Le-Corbusier-Stahlrohrstühlen, sondern auch von neueren Designs“, sagt Christine Lacroix, Pressesprecherin der Aktion Plagiarius in Elchingen (Bayern). Neuheiten auf dem Markt werden im Nu kopiert. Der Verein zeichnet jedes Jahr auf der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt Produktplagiate aus. Möbel sind fast jedes Jahr darunter.

Wer auf ein Plagiat hereinfällt, hat es meist schwer, das nachzuweisen. „Oft verändern die Kopierer nur ein kleines Detail, machen zum Beispiel die Armlehne eines Stuhles etwas kürzer“, sagt VDM-Sprecherin Geismann. Und dann hängen Rückgabe- oder Umtauschrecht vom jeweiligen Kaufvertrag ab, sagt Anwalt von der Groeben. Verbraucher müssen sich also mit ihrem Händler auseinandersetzen.

Lacroix rät, Klassiker besser im Fachhandel zu kaufen. Und Verbraucher sollten sich erkundigen - im Laden oder auf der Website des Originalherstellers. Vor allem aber könnten sich Käufer schützen, in dem sie auf ihren Menschenverstand vertrauen, sagt Lacroix. Das klingt banal, ist aber nachvollziehbar: Ein auffällig günstiger Freischwinger eines Bauhausdesigners sollte skeptisch machen.

Verlass ist auch nicht auf die Lizenznummern, die Originalhersteller Möbeln zuweisen. Geschickte Plagiatoren fälschen diese. Sogar die CE-Kennzeichnung der Europäischen Union ist auf manchen chinesischen Produkten zu finden, berichtet die Möbelexpertin Geismann. „Die sagen dann einfach, dass das für China-Export steht.“

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