Aus Ostasien in den Herbstgarten - Die Zeit des Chinaschilfs

Weinheim (dpa/tmn) - Den Sommer über wächst es zu einem Giganten heran, doch so richtig nimmt man das Chinaschilf erst im Herbst wahr. Dann tauchen sich viele Sorten in bunte Farben und schmücken die karg werdenden Beete.

Die Wärme des Sommers hat das Chinaschilf (Miscanthus) befeuert. Es ist ein stattlicher Horst geworden, der den Garten in der zweiten Jahreshälfte bis in den Winter hinein schmückt. „Chinaschilf stammt aus Ostasien“, erläutert Prof. Cassian Schmidt, Leiter des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof in Weinheim. Man findet dieses Gras vor allem in Japan, Korea und China.

Die Art Miscanthus sinensis wächst an Chinas sonnigen Berghängen in einem gemäßigten Monsunklima. Die Böden sind dauerfrisch bis feucht. Gärtnerisch hat diese Art die größte Bedeutung. „Es gibt noch zwei andere Arten, Miscanthus sacchariflorus und Miscanthus oligostachyus“, erzählt Schmidt. Während Miscanthus sacchariflorus stark wuchert, wird die zweite Art nur 80 Zentimeter hoch und bildet Ausläufer.

Eine besondere Bedeutung hat das Riesen-Chinaschilf, die Hybride Miscanthus x giganteus. „Bei dieser Pflanze handelt es sich um eine Kreuzung aus Miscanthus sinensis und Miscanthus sacchariflorus“, erläutert Schmidt. Diese Hybride kann in einem Jahr locker drei bis vier Meter hoch werden, so dass sie im Garten einen dichten Sichtschutz bildet oder markante Akzente setzt.

Doch das ist nur die eine Seite des Riesen-Chinaschilfs: „Diese Pflanze bildet enorm viel Biomasse und bindet 30 Tonnen Kohlendioxid pro Hektar und Jahr“, erklärt Prof. Ralf Pude, Vorsitzender der Internationalen Vereinigung für Miscanthus und mehrjährige Energiepflanzen (MEG). Ein Hektar Miscanthus liefere so viel Heizenergie wie 8000 Liter Heizöl. Es wird als nachwachsender Rohstoff für Pellets und Dämmstoffe angebaut.

Für die Gartengestaltung hat laut Schmidt eine Sorte besondere Bedeutung: Miscanthus sinensis 'Gracillimus', das Eulaliagras. Aber das Sortenspektrum des Chinaschilfs ist breitgefächert (nachfolgende Sorten Miscanthus sinensis). Es gibt die Gruppe der fein belaubten Sorten, die bis etwa 1,20 Meter hoch werden. „Die 'Kleine Fontäne' zählt zu meinen Lieblingssorten“, sagt Schmidt. Denn sie bilde bis in den Herbst hinein Blüten. Auch die Sorten 'Graziella' mit orangegelber Herbstfärbung sowie 'Kleine Silberspinne' und 'Adagio' stechen in dieser Gruppe hervor. Eine neuere Sorte heißt 'Yakushima Dwarf', eine Zwergform, die sich für den Topf eignet.

In der Gruppe der breitlaubigen Sorten, die bis zu 180 Zentimeter hoch werden, hebt Schmidt die Sorte 'Malepartus' mit früher Blüte und Herbstfärbung hervor. Ebenso seien 'Kaskade' und 'Ferner Osten' besondere Sorten. Wer richtig viel Platz hat, dem empfiehlt der Experte 'Sirene' und 'Undine'. „Wenn diese Sorten alt werden, nimmt ein einzelnes Exemplar gut und gerne 1,5 Quadratmeter ein.“

Viele Sorten spielen mit der Laubfarbe. „'Morning Light' hat schmale, weißgeränderte Blätter, die die gesamte Staude fast silberlaubig erscheinen lassen“, erläutert der Gartenleiter. Daneben gibt es gelbe Färbungen wie bei den Sorten 'Goldfeder' und 'Zebrinus'. „Diese bunt laubigen Sorten eignen sich für die Kombination mit großblättrigen Beetstauden in subtropischen Szenerien.“ Als Partner passen rotlaubiges Blumenrohr, Dahlien und der Sibirische Zierrhabarber.

Das Gras bleibt den Winter über stehen und wird im Frühjahr mit einer elektrischen Heckenschere zurückgeschnitten. Das Chinaschilf ist eine sehr pflegeleichte Staude. Sandige und lehmige Böden verträgt es problemlos, einzig Staunässe bereitet Schwierigkeiten. Trockenheit ist kein Problem, vorausgesetzt das Gras ist eingewachsen.

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