Blühende Graslandschaft Nordamerikas im Garten

Weinheim (dpa/tmn) - Die Prärie ist eine leblose, verdorrte Graslandschaft in Braun? Dieses Bild stimmt nicht. Was kaum jemand ahnt: Die Prärie ist voller bunter, blühender Gräser. Man muss sie nur richtig kombinieren - das ist auch im Beet möglich.

Zwischen blühenden Horsten von rosafarbenem Sommerphlox, himbeerfarbener Schafgarbe und den rosaroten Sonnenhüten wiegen die Gräserbüschel von Ruten-Hirse und Pfeifengras. Dieses Bild beeindruckt Hobbygärtner und Fachmänner - denn die Pflanzenauswahl ist auf großer Fläche und im kleinen Beet eine Genugtuung an Genügsamkeit und Robustheit. Das Schöne: Selbst im Hochsommer ist hier Vielfalt möglich. Der Präriegarten ist der neue Trend in der Verwendung mehrjähriger Gräser und Gartenblumen.

„Die Verwendung von Stauden aus den Präriegebieten im Mittleren Westen der USA ist nicht neu“, erläutert Prof. Cassian Schmidt, Leiter des Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim. „Prachtstauden wie Indianernessel (Monarda), Sonnenbraut (Helenium) und Sonnenauge (Heliopsis) sind in unseren Gärten als Beetstaudenrabatten und in Bauerngärten schon seit Jahrzehnten etabliert.“ Diese benötigen allerdings sonnige bis nur wenig schattige Plätze im Garten sowie Böden mit reichlich Nährstoffen und einem guten Wasserhaushalt.

Macht sich Trockenheit breit, folgt ein Befall mit Mehltau unverzüglich. In der Folge sterben die Blätter im unteren Drittel des Horstes ab, so dass die Pflanzen unansehnlich werden. „Im Präriegarten werden verstärkt solche Stauden verwendet, die robust sind und einen Wildstaudencharakter haben“, sagt Schmidt weiter.

Diese Pflanzen überstehen eine trockene Periode problemlos. „Stresstolerante und anpassungsfähige Pflanzenkombinationen haben im öffentlichen Raum, aber auch verstärkt in Privatgärten Konjunktur, weil der Klimawandel die Bedingungen verändert“, erläutert der Professor für Pflanzenverwendung an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden.

Das Vorbild für den neuen Trend sind die natürlichen Pflanzengesellschaften der nordamerikanischen Prärien, die sich durch ihren Artenreichtum auszeichnen. „Es handelt sich bei den Hochgras-Prärien nicht um ausgedörrte Graslandschaften, sondern um eine Vegetation, die mit wechselnden Blühaspekten bezaubert“, sagt Schmidt. Die Pflanzen werden daher locker und durcheinander gepflanzt, um das Bild der Prärie aufzugreifen und nachzubilden.

Während im Frühling Zwiebelblumen wie der Schneeglanz (Chionodoxa luciliae), Narzissen (Narcissus triandrus) und Botanische Tulpen (Tulipa kaufmanniana, Tulipa praestans) das Bild bestimmen, übernehmen im Frühsommer die himmelblauen Blüten von Cusicks Prärielilie (Camassia cusickii) und Lein (Linum perenne) die Führung.

„Im Hochsommer bestimmen Scheinsonnenhut (etwa Echinacea), Mädchenauge (Coreopsis verticillata) und Prachtscharte (Liatris) die Bilder“, sagt Schmidt. Faszinierend sind die Halme des mexikanischen Fiedergrases (Nasella tenuissima). Goldbartgras (Sorghastrum nutans) und Rutenhirse (Panicum virgatum) sorgen für höhere Strukturen. Im Herbst übernehmen Astern zusammen mit den Gräsern die Führung.

Die Prärie Nordamerikas erstreckt sich über endlose Weiten. „Diese Großzügigkeit ist nicht erforderlich, um einen Präriegarten zu realisieren“, beruhigt Schmidt. Aber er empfiehlt eine Mindestgröße von 15 Quadratmetern für ein Beet. Darauf finden fünf bis sieben Arten Platz, am besten halbhohe Stauden. Das können die Blaue Feinstrahlaster (Erigeron speciosus), Gelbe Nachtkerzen (Oenothera), Roter Bartfaden (Penstemon), das Gelbe Mädchenauge (Coreopsis) und die Amerikanische Bergminze (Pycnanthemum pilosum) sein.

Schmidt empfiehlt, diese mit heimischen Stauden wie der Sibirischen Schwertlilie (Iris sibirica) und der Duftnessel (Agastache rugosa) zu kombinieren. Pro Quadratmeter sollte man fünf bis sieben Pflanzen setzen, auf nährstoffarmen Böden sogar sieben bis acht.

„Vor der Pflanzung muss der Boden frei von Wurzel- und Dauerunkräutern sein.“ Dann werde die Fläche mit einer mineralischen Mulchschicht von bis zu sieben Zentimetern bedeckt. Schmidt hat gute Erfahrungen mit Lavasplitt (2 bis 8 Millimeter Körnung) oder Gesteinssplitt (8 bis 16 Zentimeter) gemacht. Gepflanzt wird direkt in die Schotterschicht. „In den ersten Wochen der Anwachsphase muss bei Trockenheit unbedingt gegossen werden - später nur noch selten.“

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