Das Leuchten des Herbstes: Indian Summer im Garten

Mainz (dpa/tmn) - Rote Blätter, goldene Tupfen: Wenn sich die Wälder an der Ostküste der Vereinigten Staaten im Herbst bunt färben, beginnt der Indian Summer. Ein Schauspiel, dass man sich auch in den eigenen Garten holen kann.

Es ist ein Schauspiel, das sich jedes Jahr vielerorts in Deutschland, aber vor allem in den USA und Kanada wiederholt: Die Blätter verfärben sich von einem satten Grün in ein leuchtendes Rot oder sonniges Gelb. „Zwei Dinge sind für dieses Naturspektakel entscheidend“, sagt Ralf Omlor, Kustos des Botanischen Gartens der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, über das Phänomen in den US-Laubwäldern. „Zum einen gibt es in den Wäldern einen hohen Artenreichtum. Daher ist die Färbung sehr abwechslungsreich.“

Zum anderen beeinflusse der Klimawechsel den Farbwechsel. „Im Spätsommer sind die Tage nochmals sehr warm und so ist die Stoffwechselaktivität in den Blättern entsprechend hoch. Ab Anfang Oktober strömt aus nördlicher Richtung arktische Kaltluft nach Süden und vor allem die Nächte werden dann schnell sehr kalt.“

Nun wird die grüne Blattfarbe, das Chlorophyll, mobilisiert und so abgebaut, dass die wertvollen Bestandteile eingelagert werden können. Durch diesen Prozess werden die gelben Blattfarben, die Karotinoide, sichtbar. „Sie sind ebenfalls am Stoffwechsel beteiligt, werden aber nur zu einem geringen Teil im Herbst mobilisiert“, sagt Omlor. Rote Blattfarben beruhen auf den Anthocyanen, die im Blatt gebildet werden. Ihre Funktion ist noch nicht sicher geklärt.

Diese Färbung hat man auch hierzulande, weshalb klar ist, dass die Prozesse der Herbstfärbung genetisch gesteuert werden. „Bringt man die Pflanzen nach Europa, so verfärben sich die Blätter ebenfalls. Der Auslöser für die Verfärbung ist die Tageslänge“, erläutert der Kustos. Auch das Wechselspiel zwischen kühlen Nächten und sonnigen Tagen verstärkten hier das Spiel der gelben, orangefarbenen und roten Töne in den Blättern, während je nach Gehölzart zudem die Standortfaktoren Einfluss haben.

Es gibt einige Baumarten, die den Indian Summer in den USA und Kanada besonders prägen. „Zuckerahorn (Acer saccharum), aus dessen Saft Ahornsirup gewonnen wird, prägt die Färbung in den Wäldern der Neuenglandstaaten“, sagt Michael Dreisvogt, technischer Leiter des Arboretums Härle in Bonn-Oberkassel. Auch Eichen gelten als Inbegriff des Herbstes, besonders fällt die Roteiche (Quercus rubra) auf.

Will man nun den Hausgarten in Farbe tauchen, ergibt sich ein Problem. „Die Großbäume eignen sich aufgrund ihrer Größe kaum für den Hausgarten“, sagt Dreisvogt. Alternativen seien Sträucher und langsam wachsende Gehölze mit einer ebenso attraktiven Blattfärbung. „Die Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) färbt ihre Blätter zuverlässig und ist ein robustes Gartengehölz“, sagt Dreisvogt.

Er empfiehlt zudem rot- und gelblaubige Sorten des Perückenstrauches (Cotinus coggygria). „Wer tatsächlich wenig Platz hat, pflanzt den Federbuschstrauch (Fothergilla). Der eineinhalb Meter hohe Strauch hält seine gelben bis roten Blätter lange.“ Omlor ergänzt: „Eindrucksvoll und leuchtend verfärben die Blumenhartriegel (Cornus) ihr Laub.“

Als Hausbaum eignet sich neben dem Ginkgobaum (Ginkgo biloba) auch der Amberbaum (Liquidamber styraciflua). „Eine besonders attraktive Herbstfärbung weist die Amberbaumsorte 'Lane Roberts' auf“, sagt Dreisvogt. Der Vorteil dieser Gehölze sei, dass sie relativ langsam wachsen. „Der Rotahorn (Acer rubrum) wächst schmal und säulenförmig, so dass er sich gut für den Hausgarten eignet.“ Er empfiehlt die Sorte 'Scanlon', die sich besonders gut und zuverlässig verfärbt.

„Die nordamerikanischen Gehölze verfärben sich meist in der ersten Hälfte des Oktobers“, sagt Omlor. „Will man die Zeit der Herbstfarben verlängern, so lohnt es sich, auf asiatische Gehölzarten zurückzugreifen.“ In Japan gibt es das Phänomen ebenfalls: Man feiert es mit dem „Momijigari“, einem Spaziergang durch Parkanlagen.

Eine besondere Rolle spielen dabei die Sorten des Japanischen Fächerahorns (Acer palmatum). „Die Färbung beginnt erst Ende Oktober, so dass man das Feuerwerk der Farben im Garten um gut vier Wochen verlängern kann. Die Sorte 'Osakazuki' weist das beste Rot auf“, sagt Dreisvogt. Die Pflanzen sollte man in durchlässigen Boden setzen, denn die dekorativen Fächerahorne vertragen keine Staunässe.

Abgerundet wird das herbstliche Farbenspektakel im Garten durch Stauden und Gräser. „Die Rutenhirse (Panicum virgatum) 'Northwind' setzt goldgelbe Akzente in den Rabatten“, sagt Dreisvogt. Leuchtende Rottöne seien das Markenzeichen der Sorte 'Shenandoah'.

„Die Horste der Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata) ergänzen das Farbspektrum in Gelborange, während die Bergenien zum Winter ihre immergrünen Blätter mit Rottönen überziehen“, erläutert Dreisvogt. Er empfiehlt neben Herbstastern (Aster) und Herbstanemonen (Anemone japonica) zudem die wilden Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium), deren rosafarbenen oder weißen Blüten sich elegant durch die heruntergefallenen, bunten Blätter recken.

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