Leberblümchen ist „Blume des Jahres 2013“

Hamburg (dpa) - Loki Schmidt hatte die Aktion ins Leben gerufen: 1980 wurde erstmals die „Blume des Jahres“ gekürt. Auch nach ihrem Tod vor zwei Jahren geht die Kampagne weiter. Diesmal ist es das scheue Leberblümchen.

Es wird „Vorwitzchen“ oder „Blaublume“ genannt und blüht nur etwa eine Woche lang: Das Leberblümchen ist die „Blume des Jahres 2013“. Mit diesem Titel, den Loki Schmidt (1919-2010) einst ins Leben gerufen hatte, kürte die Stiftung Naturschutz Hamburg am Dienstag (16. Oktober) diese besonders geschützte Pflanzenart. Das Leberblümchen, das in der Krautschicht alter Buchen- und Eichenwälder vorkommt, darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Es stelle hohe Ansprüche an den Boden und breite sich nur langsam aus, erklärte die Stiftung in einer Mitteilung.

Weil die Samen des Leberblümchens von Ameisen verbreitet werden, breite es sich nur langsam aus. „Deshalb ist es fast nur an Orten zu finden, wo schon lange, meist über 100 Jahre, Wald wächst“, betonten die Naturschützer. Solche alten Waldstandorte seien nicht so häufig. In seinem Verbreitungsgebiet gebe es große Lücken. In Deutschland etwa komme es im Tiefland nur östlich der Weser, im Alpenvorland und in den Alpen bis 1500 Meter vor.

Das zwischen 5 und 15 Zentimeter hoch wachsende Leberblümchen, das von März bis April blüht, erhielt seinen deutschen Namen aufgrund der Blattform: in drei Lappen geteilt erinnert diese im Umriss an die menschliche Leber. „Wegen seiner sternförmigen, blauen Blüten wird die Pflanze auch als Blaublume bezeichnet“, berichteten die Naturschützer. „Mancherorts wird sie, ihrer frühen Blütezeit wegen, auch Vorwitzchen genannt und weil die Blüten vor den Blättern erscheinen, nennt man sie auch Dochder vor de Moder (Tochter vor der Mutter).“

Die mehrjährige, ausdauernde Pflanze, deren einzelne Blütezeit im Frühjahr nicht länger als etwa eine Woche dauert, war in der Biedermeierzeit weit verbreitet und wurde in Klöstern, Gärtnereien und großen Bauerngärten angepflanzt. Da die Kultur des Leberblümchens im Garten aber nicht ganz einfach sei, finde man es dort kaum noch, erklärten die Naturschützer: „Das Leberblümchen wird leider nur in wenigen Raritätengärtnereien angeboten, dort erhält man auch großblütige Arten und zahlreiche Farbvarianten.“

Der lateinische Gattungsname Hepatica hat seinen Ursprung in hepatos für Leber, der Artname nobilis bedeutet so viel wie edel, womit wohl die Heilwirkung der Pflanze gemeint sei. „Im Mittelalter fand das Leberblümchen aufgrund der Form seiner leberartigen Blätter vor allem Anwendung bei Erkrankungen der Leber und der Galle“, hieß es. „Heute kommt es noch in homöopathischen Dosen bei Lebererkrankungen, Katarrhen und Bronchitis zum Einsatz.“

Die Aktion „Blume des Jahres“ war 1980 von Loki Schmidt gestartet worden. Die vor zwei Jahren gestorbene Frau des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD) hatte sich viele Jahrzehnte lang für den Naturschutz in Deutschland eingesetzt. Auf eine Veranstaltung zur Bekanntgabe, die stets von der Stiftungsgründerin selbst vorgenommen wurde, verzichten die Naturschützer in Hamburg seit ihrem Tod, nicht aber auf die Kür einer besonders schützenswerten Pflanze. Im vergangenen Jahr hatten sie die Heidenelke dafür ausgewählt.

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