Selbst gemachte „Candy Wrapper“-Taschen sind beliebt

Bremerhaven (dpa) - Selbstgemachtes aus Recycling-Material liegt im Trend, etwa Umhängebeutel aus Lkw-Planen oder Geldbörsen aus Fahrradschläuchen. Neu sind Taschen aus Süßigkeitenpapier. In den USA sind sie ein Hit, nun haben sie auch in Deutschland immer mehr Fans.

Selbst gemachte „Candy Wrapper“-Taschen sind beliebt
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Bei Schokoladenriegelpapier und Chipstüten bekommt Britta Benthe-Dittmann leuchtende Augen. Aus dem Material, das andere achtlos wegwerfen, fertigt sie Taschen-Unikate. Ihre neueste Kreation besteht allerdings aus Seiten eines alten Telefonbuchs. „Eineinhalb Monate habe ich für die Handtasche gebraucht“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. „Die hat mich Nerven gekostet.“ Die zeitaufwendige Basteltechnik hat sie sich selbst angeeignet, inzwischen gibt sie dazu Kurse.

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„Candy Wrapper“ nennen sich die Taschen, die es Britta Benthe-Dittmann angetan haben - übersetzt heißt der englische Begriff einfach Bonbonpapier. Verwendet werden nicht nur Süßigkeitenfolien, sondern alles was gefällt: Etwa Getränketütenverpackungen oder auch Landkarten.

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Bereits zum dritten Mal gibt Britta Benthe-Dittmann im Bremerhavener Stadtteiltreff Wulsdorf einen „Candy Wrapper“-Kurs. Rund 20 Mädchen und Frauen sind gekommen, Anfängerinnen und Fortgeschrittene. Die 46-jährige Anja Hauer ist zum zweiten Mal da. Neben ihrem Stuhl steht eine große Umhängetasche, die sie aus Geschenkpapier gemacht hat. „Als ich anfing, habe ich gedacht, das ist so aufwendig, ich komme nicht wieder“, erzählt Anja Hauer. „Aber dann hat mich der Ehrgeiz gepackt.“

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Für ihre nächste Tasche hat sie zu Hause bereits Vorarbeit geleistet: 7 mal 15 Zentimeter große Papierschnipsel hat sie zurecht geschnitten und diese mit einem breiten Klebestreifen beklebt. „Damit ist die Tasche später imprägniert“, erklärt sie. Anschließend faltete sie die Rechtecke in einer bestimmten Art zu kleinen Qudaraten. Diese müssen erst in Reihen, dann zu Kreisen zusammengesteckt werden. „Da verzweifeln die meisten Frauen und geben auf“, sagt Kursleiterin Benthe-Dittmann. „Aber eigentlich ist es nicht schwer, wenn man es ein paar Mal gemacht hat.“

Am Ende werden die Stücke mit einem Faden zusammengenäht. Anja Hauer will eine ähnliche Tasche machen wie die neue Kreation der Kursleiterin. Motiviert wird sie durch die Anerkennung anderer: „Mich haben schon viele Leute auf meine Tasche angesprochen.“ Dass das Material wenig kostet, freut sie. Die Riemen hat eine Freundin auf dem Schrottplatz besorgt: Es sind alte Autogurte.

„Candy Wrapper“-Taschen haben ihren Ursprung in Mexiko. „Das ist eigentlich eine alte Maya-Falttechnik“, weiß Benthe-Dittmann. Überall in Mexiko und inzwischen auch in den USA könne man Taschen aus Süßigkeitenpapier kaufen. In Deutschland werden sie in Internetshops angeboten. Es gibt für diese Taschen Anleitungen im Internet und auch in Büchern.

Beliebt sind seit langem Taschen aus alten Segeln. Bei „Bremerhavens Segelmacher“ gibt es aus dem Material auch Brotkörbe und Jacken. Ein Patent haben Eva Erkenberg und Jan Hoheisel auf ihre Tischsets angemeldet: In eine eingenähte Öse passt ein Frühstücksei. Die Nachfrage ist riesig. „Im letzten und diesen Monat habe ich 400 Stück genäht“, sagt Eva Erkenberg. „Langsam habe ich Schwierigkeiten, an den gebrauchten Rohstoff zu kommen.“ Neues Material verwende sie aber nicht.

Müll zu verwerten ist auch Britta Benthe-Dittmann wichtig. „Wir werfen viel zu viel weg.“ Der Stadtteiltreff, deren Leiterin sie ist, hat seinen Sitz in einer Schule. „Ich bekomme mein Material vom Schulkiosk und von den Putzfrauen.“ Auch Schüler bringen ihr Schokoriegelfolien. Rund 700 solcher Papiere benötigt sie für eine mittelgroße Tasche. Gerne verwendet sie auch Werbeprospekte aus der Zeitung. „Das einzige, was ich wegwerfe, sind die Wurst- und Fleischwarenseiten“, sagt Benthe-Dittmann. „Die möchte ich nicht so gerne an meiner Tasche haben.“

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