Silberkerzen sind Ordnungshüter im schattigen Beet

Gütersloh (dpa/tmn) - Hinterm Haus, an der schattigen Nordseite oder unter großen Bäumen blüht selbst im Sommer wenig. Eines der wenigen Schattengewächse ist die Silberkerze. Bis weit in den Herbst blühen einige ihrer Arten und verströmen einen aromatischen Duft.

Auf den sonnigen Flecken im Garten sprießen und blühen Pflanzen im Sommer um die Wette. Wo die Sonne nicht hinstrahlt, machen sich eher Blattmassen breit - Pflanzen mit schönen Blüten sind hier Mangelware. Eine der Ausnahmen für die schattigen Standorte im Garten ist die Silberkerze (Actaea, Syn. Cimicifuga).

„Silberkerzen sind für mich so etwas wie Ordnungshüter in schattigen Beeten“, beschreibt Buchautor Oliver Kipp aus Gütersloh die Pflanzen. „Mit den üppigen Laubbüschen füllen sie gut, und die aufragenden Blütenkerzen sorgen für luftige vertikale Strukturen.“ Die Blütenstände, die an Spülbürsten für Flaschen erinnern, sitzen auf standfesten, teilweise verzweigten Stängeln, die in die Höhe ragen.

Sucht man die zwischen einem und zwei Meter hohen Silberkerzen in den Katalogen der Staudengärtnereien oder älteren Gartenbüchern, findet man sie unter dem botanischen Namen Cimicifuga. „Botaniker haben erst vor einigen Jahren die Silberkerzen der Gattung Actaea, im Volksmund als Christophskraut bekannt, zugeordnet“, erläutert Jacob Hokema, Präsident der Internationalen Staudenunion (ISU) in Freising (Bayern). „Das muss man wissen, denn immer häufiger werden die Silberkerzen unter 'Actaea' gelistet.“ Die Artbezeichnungen sind aber gleichgeblieben.

Es sind vor allem fünf verschiedene Arten. Ihre diversen Sorten sind als Blickfang in schattigen Gartenpartien beliebt. Man erkennt auf den ersten Blick, dass diese Arten zusammengehören. „Sie haben alle einige grundständige Blätter, und aus diesen erheben sich die im unteren Bereich belaubten Blütenstängel“, beschreibt Hokema. Sie wachsen aber unterschiedlich hoch und duften anders.

„Häufig wird zwischen sommerblühenden und herbstblühenden Arten unterschieden“, erläutert der Staudenexperte weiter. Die früheste Art ist die Juli- oder Trauben-Silberkerze (Actaea racemosa). Wie der Name ausdrückt, beginnt sie im Juli die überhängenden Blütenrispen zu öffnen. Die Lanzen-Silberkerze (Actaea racemosa var. cordifolia) blüht ab August und trägt recht straffe Blütenstände.

Mit knapp einem Meter zählt die Kleine Japan-Silberkerze (Actaea japonica var. acerina) zu den niedrigsten Arten. Sie blüht im August und September. Gleichzeitig öffnet auch die mit zwei Metern höchste Art, die August-Silberkerze (Actaea dahurica), ihre Blüten. Die Blütenstände sind locker verzweigt.

Die meisten Neuheiten im Sortiment findet man bei den herbstblühenden Arten, also der September-Silberkerze (Actaea ramosa) und der Oktober-Silberkerze (Actaea simplex). „In den letzten Jahren haben Sorten mit braunem Laub wie Actaea ramosa 'Atropurpurea' und Actaea simplex 'Brunette' Einzug in die Gärten gehalten“, sagt Hokema. Eine Alternative sei die rosa blühende Sorte 'Pink Spike' mit dazu kontrastreichen Blättern in Bronze und Purpur.

Silberkerzen sind auch beliebt wegen ihres Duftes. Die Pflanzen locken mit ihrem süßlichen Parfüm zahlreiche Falter und Insekten an.

„Silberkerzen sind langlebige Stauden, die auf fast allen Gartenböden gedeihen“, sagt Kipp. „Die Ausnahme sind sehr trockene Plätze.“ Problematisch seien sowohl sommertrockene Böden als auch Plätze im Regenschatten von großen Gehölzen, da hier die Blätter der Silberkerzen rasch welken. „Man sollte darauf achten, dass der Boden gut mit Humus versorgt wird“, ergänzt Jacob Hokema. Dieser sollte stets frisch bis feucht sein. Der Experte rät, die Pflanzen auch jährlich etwas zu düngen. Vorteilhaft sei die Versorgung des Bodens mit reifem Kompost.

Die ansonsten pflegeleichten Stauden brauchen allerdings Zeit zum Eingewöhnen - zwei bis drei Jahre, um am Standort Fuß zu fassen und sich zu entfalten. „Allerdings kann man die Pflanzen nach der Eingewöhnungszeit gut 10 bis 20 Jahre an einem Platz belassen“, sagt Hokema.

Die Silberkerzen lassen sich laut Kipp am besten mit Blattschmuckpflanzen kombinieren. „So kommt die zarte Schönheit der Blüten am besten zur Wirkung.“ Das können Funkien (Hosta) oder etwa Samt-Hortensien (Hydrangea sargentiana) sein. „Letztere eignen sich mit ihrem düster wirkenden Laub als Hintergrund für eine Gruppe hoher Silberkerzen.“ Silberkerzen sind keine Massenblüher, daher sind blühende Nachbarn im Beet nicht immer die besten Partner. Kipp schlägt beispielsweise den blauen Eisenhut (Aconitum) vor, rät aber von Japanischen Anemonen (Anemone japonica) ab. „Ihr üppiger Flor würde die Blütenkerzen erschlagen.“

Literatur:

Oliver Kipp: Schattengärten gestalten: Stimmungsvolle Beetideen für jeden Garten, Gräfe und Unzer Verlag, 2012, 144 S., 19.99 Euro, ISBN: 978-3833824050

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