Studie: Deutsche leben Energiewende

Berlin (dpa) - Für die Deutschen ist Umwelt- und Klimaschutz die zweitwichtigste Herausforderung der Gegenwart - nach einer guten wirtschaftlichen Lage. Das geht aus einer neuen Studie hervor. Sie zeigt: Besonders bei der Energiewende wollen die Bürger mitmachen.

Die Deutschen investieren deutlich mehr Geld in erneuerbare Energien und setzen zunehmend auf Ökostrom. Das geht aus einer von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) in Berlin vorgestellten Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland 2012 hervor. Die Umfrage ergab, dass bereits 12 Prozent der Deutschen in erneuerbare Energien investiert haben - dreimal so viel wie bei der letzten Erhebung 2010. Rund 20 Prozent beziehen Ökostrom (2010: 8 Prozent). 35 Prozent der Deutschen halten den Umwelt- und Klimaschutz für das wichtigste Problem der Gegenwart - damit rückt dieses Thema von Platz drei auf Platz zwei hinter der wirtschaftlichen Lage. 64 Prozent fordern, dass die Regierung mehr beim Umweltschutz tut.

Ein Wermutstropfen in der neuen Erhebung: Der Anteil der Bürger, die nicht benötigte Geräte zum Stromsparen oder überflüssige Lichtquellen abschalten, ging von 83 auf 74 Prozent zurück. Die Zahlen wurden aber vor der im Herbst durch die Steigerung der Ökostrom-Umlage aufgekommenen Strompreisdebatte erhoben. Altmaier lehnte eine Abwrackprämie für Kühlschränke ab - ebenso werde es vor der Bundestagswahl im Herbst keine Anreizprogramme mehr geben zum Kauf energiesparender Geräte.

Der Bund gebe aber 300 Millionen Euro zusätzlich für den Ausbau energiesparender Gebäudesanierungen - zudem gebe es Zuschüsse von bis zu 2000 Euro für Solarstrom-Speicher. Altmaier betonte, in den letzten drei Monaten habe es mehr Debatten über Energieeffizienz gegeben als in den drei Jahren zuvor. Daher wachse die Bereitschaft vieler Bürger, dem Stromsparen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Sehr hoch ist weiterhin die Bereitschaft, den Müll zu trennen (77 Prozent).

Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Jochen Flasbarth, betonte mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse der alle zwei Jahre durchgeführten Erhebung: „Es gibt viele Länder, die uns dafür beneiden, dass es in Deutschland ein so hohes Umweltbewusstsein gibt“. Die Zahlen seien ein wichtiger Indikator, was von der Politik im Umweltbereich durchzusetzen sei. Noch vor einigen Jahren sei Carsharing ein Feinschmecker-Thema gewesen. Heute sei 40 Prozent der Bürger die Option einer gemeinsamen Autonutzung bekannt.

Zunehmende Kritik gibt es an der „Siegelflut“ bei Lebensmitteln. Über 60 Prozent halten die Informationen für schwer verständlich, 80 Prozent glauben nicht an die Produktversprechen. Zudem ist „Bio“ nur etwas für bestimmte Einkommensklassen - rund ein Drittel kauft Bio-Produkte nicht, unter anderem weil sie oft zu teuer seien. „Im Kern misstrauen die Bürger diesen Siegeln“, sagte Flasbarth. Sie seien bisher häufig nicht dazu geeignet, den Menschen mehr Orientierung zu geben.

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