Zaubernuss & Co.: Blüten und Duft in Eis und Schnee

Coburg/Bonn (dpa/tmn) - Sie wirken wie kleine Wunder inmitten des Weihnachtswunderlandes: In schneeweißen Gärten prangen rosa, gelbe und rote Tupfen, auf braunen Rasenflächen zarte, weiße Blüten. Winterblüher wie Zaubernuss und Schneeforsythie haben jetzt ihren Auftritt.

Mitten in Eis und Schnee entfalten die Zaubernuss, der Duftschneeball und zahlreiche andere Gehölze ihre Blüten. Ihre frische Farbe und der frühlingshafte Duft überraschen in diesen kargen, kalten Tagen. „Der bekannteste und spektakulärste Winterblüher ist die Zaubernuss (Hamamelis)“, sagt Götz Lauenstein aus Coburg, Mitglied in Bund Deutscher Landschaftsarchitekten.

Von der aus Ostasien stammenden Schönheit werden in unseren Gärten und Parks vor allem zwei Arten angepflanzt: die Japanische Zaubernuss (Hamamelis japonica) und die Chinesische Zaubernuss (Hamamelis mollis). Ihre knäuelartigen, fädigen Blütenstände verbreiten nicht nur einen betörenden Duft. Sie verfügen auch über einen raffinierten Schutzmechanismus: „Die feinen Blütenblättchen rollen sich bei Frost ein und strecken sich bei wärmeren Temperaturen wieder“, erläutert Landschaftsarchitekt Lauenstein.

Sogar in Fachkreisen sei noch viel zu wenig bekannt, welche Sortenvielfalt dieses Gehölz zu bieten hat, sagt Michael Dreisvogt, Technischer Leiter der Stiftung Arboretum Park Härle in Bonn. „Die Sorten unterscheiden sich nicht nur in ihrem Blütezeitpunkt, sondern auch in ihrer Farbenpracht.“ Es gibt sie in Gelbvariationen, Orangetönen, leuchtendem Rot und sogar in Braun. „Wenn man genug Platz hat, kann man gut und gerne drei unterschiedliche Sorten kombinieren und hat so den ganzen Winter über einen sich noch dazu verändernden Blickfang im Garten“, erklärt Lauenstein.

Die Zaubernuss wächst langsam, kann jedoch mit den Jahren sehr ausladend werden. „Wer das nicht möchte, sollte bereits in jungen Jahren anfangen und das Gehölz direkt nach der Blüte sehr behutsam schneiden“, empfiehlt Dreisvogt.

Auch am Duftschneeball (Viburnum farreri) prangen bei mildem Klima schon zum Jahresende dichte, intensiv duftende Blütenbüschel. Ihr Farbenspiel ist faszinierend: Aus tiefrosa Knospen werden zartrosa Blüten, die mit Voranschreiten der Blüte immer blasser werden und im März fast weiß leuchten. „Der Duftschneeball ist vergleichsweise kostengünstig, weil er sich gut vermehren lässt“, sagt Dreisvogt. Daneben punktet das Gehölz mit seiner guten Schnittverträglichkeit - „damit macht er sich hervorragend in einer gemischten Hecke“, sagt Oliver Fink, Vorsitzender des Verbandes der GartenBaumschulen im nordrhein-westfälischen Haan.

Dort findet auch das robuste Winterblühende Geißblatt (Lonicera fragrantissima) einen Platz. Es wird höchstens zwei Meter hoch und ist damit auch für kleinere Gärten gut geeignet. Ab Dezember fällt diese Pflanze mit gelblich-weißen Blüten und starkem Aroma auf. Der Nachteil des Geißblattes ist: Im Sommer und Herbst ist es vergleichsweise unattraktiv.

Zahlreiche weniger bekannte Winterblüher sind nicht weniger hübsch im kargen Garten. Dazu gehören vor allem die Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox) mit großen, blassgelben, nach Vanille duftenden Blütenglöckchen mit rotem Auge. „Sie ist einer meiner Favoriten“, schwärmt Dreisvogt. „Am Hang gepflanzt wird ihr Duft gerne 10 bis 15 Meter weit getragen.“ Die Schneeforsythie (Abeliophyllum distichum) mit elegantem weißen oder rosa Flor oder die kompakte, immergrüne Fleischbeere (Sarcococca) mit weißen Blüten finden nur selten Beachtung.

Entscheidend dafür, dass Blütenschönheit und Duft im Winter optimal zur Geltung kommen, ist der Standort der Pflanzen. „In der hintersten Ecke haben solche Gehölze nichts zu suchen“, rät Lauenstein daher. Er schlägt den Vorgarten oder den Eingangsbereich des Hauses als gut sichtbare Standorte vor.

An sonnigen Plätzen kommen die Blüten besonders gut zur Geltung - vor einem andersfarbigen Hintergrund. „Eine weiße Schneeforsythie wird vor einer weißen Wand kaum wahrgenommen“, sagt Fink. Als Faustregel gelte: Zarte, helle Blüten brauchen eine dunkle Kulisse, etwa immergrüne Gehölze oder eine Holz- oder Ziegelwand. Rote Blüten fallen vor einem hellen Hintergrund wie einer weißen Gebäudewand gut ins Auge. Wenn das Gehölz nicht frei steht, sondern in einer Gruppe gepflanzt wird, darf es von seinen Nachbarn weder erdrückt noch verdeckt werden. Am besten steht es am Rand der Gruppe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort