HCG-Diät — Abnehm-Trend mit Risiken

Die Europäer werden immer fülliger. Längst ist Übergewicht zu einem der Hauptprobleme der Wohlstandsgesellschaft geworden. Die Gründe dafür sind Bewegungsmangel und ein Überangebot ungesunder Nahrungsmittel.

Aber auch die Wirtschaftskrise und soziale Not scheinen bei vielen EU-Bürgern eine Gewichtszunahme zu begünstigen.


Als übergewichtig gelten Menschen einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 29. Ab einem BMI von 30 spricht man von Fettleibigkeit — sogenannter Adipositas. Die üppigen Maße bleiben nicht ohne Folgen: Neben psychosozialen Problemen wie Depression und Isolation führt eine unnormale Körperfülle oft zu ernsthaften körperlichen Erkrankungen. Bei Menschen, die an Übergewicht leiden, funktionieren die Fettzellen nicht mehr richtig. Der Informationsaustausch mit anderen Organen ist gestört, das Risiko für Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs steigt. In der Europäischen Union wird inzwischen mindestens einer von 13 Todesfällen mit Übergewicht in Verbindung gebracht.


Den Betroffenen sind die Risiken ihrer Leibesfülle in der Regel bekannt. Einfache BMI-Rechner sind übers Internet für jeden kostenlos abrufbar. Einen Ausweg aus dem Teufelskreis aus Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung und Gewichtszunahme finden jedoch nur wenige. Statt einer allgemeinen Lebensumstellung ziehen viele Betroffene schnelle Diätlösungen vor. Programme wie die HCG-Diät versprechen Abnehmwilligen große Erfolge in kurzer Zeit, werden von Kritikern jedoch skeptisch beäugt. HCG steht dabei für humanes Choriongonadotropin, ein Hormon, das während der Schwangerschaft in der Plazenta gebildet wird. Dieses wird während der HCG-Diät täglich in die Blutbahn injiziert. Zusammen mit einer drastisch reduzierten Energiezufuhr von ca. 500 Kilokalorien soll die vor allem in Hollywood beliebte Methode die Pfunde im Nu purzeln lassen. In Deutschland ist HCG im Bereich der Gewichtsreduktion nicht zugelassen. Dennoch ist HCG in Form homöopathischer Globuli auch in Deutschland erhältlich. Haupteinsatzgebiet von HCG ist hier jedoch die Behandlung von Frauen mit Kinderwunsch. Im Rahmen einer ärztlich betreuten Therapie wird das Hormon verwendet, um den Eisprung auszulösen.


Sowohl von einer unkontrollierten Einnahme von HCG als auch von der im Rahmen der Diätmethode vorgeschriebenen Minimalration von 500 Kilokalorien raten Ärzte und Ernährungswissenschaftler jedoch dringend ab. Werden dem Körper über einen längeren Zeitraum hinweg nur sehr wenige Kalorien zugeführt, können irreparable Schäden auftreten. Wissenschaftliche Belege für eine positive Wirkung von HCG bei Diätkuren finden sich zudem keine. Abnehmwillige sollten sich daher gut überlegen, ob sie die bisher ungeklärten Nebenwirkungen einer Hormonkur ohne ärztliche Betreuung riskieren möchten.

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