Rentenalltag: Langeweile kenne ich nicht

Vier Leser erzählen, wie sie ihre Zeit nach dem Berufsleben sinnvoll nutzen.

Wuppertal. Wenn Siegmund Zalewski morgens um sieben aus dem Bett springt, ist er glücklich und meist hochmotiviert. Frühstück mit der Frau, einkaufen, ein Buch lesen, im Garten arbeiten: „Langweilig wird mir nie. Ich kann selbst bestimmen, wann ich etwas tun möchte — das ist toll“, sagt der 75-Jährige.

Vor zwölf Jahren hat Siegmund Zalewski seinen Arbeitsplatz gegen die eigenen vier Wände getauscht. Nachdem der ehemalige Industriekaufmann aus dem Berufsleben ausgestiegen war, gab es fern der Arbeitswelt neue Kosmen zu entdecken.

Gemütlich über den Flohmarkt schlendern, verborgene Schätze entdecken: „Das mache ich liebend gerne. Nicht, weil ich nach bestimmten Motiven oder Bildern suche. Ich lasse mich einfach treiben, und wenn ich etwas sehe, nehme ich es mit“, verrät Siegmund Zalewski.

Gemeint sind Motive im quadratischen Kleinformat. Briefmarken, die Siegmund Zalewski sorgfältig sammelt, ordnet und in Alben aus Leder verstaut. „Das war schon immer meine Leidenschaft. Nur jetzt habe ich im Gegensatz zu früher auch Zeit dafür.“

Eine feste Tagesstruktur hat der 75-Jährige nicht. Trotzdem sei er niemals in das gefühlte schwarze Loch gefallen. „Ich habe doch meine Frau“, lacht er.

Auch Karl Nöthen (79) ist seit vielen Jahrzehnten verheiratet. Trotzdem hat er sich vor rund einem Jahr eine Freundin angeschafft. „Sie heißt Feh, und ich habe sie wirklich sehr lieb“, erzählt der ehemalige Unternehmer. Feh hat ein glänzendes Fell, lange Beine und ist gut trainiert.

„Mit ihren 27 Jahren musste sie bereits letztes Jahr in Pension gehen. Bei mir bekommt sie ihr Gnadenbrot“, lacht Karl Nöthen. Feh ist eine Stute, die der 79-Jährige als ehemaliger Vorsitzender des Reitvereins Bayer Leverkusen unter seine Obhut genommen hat.

15 Jahre lang sind er und Feh über grüne Wiesen und Felder und sogar auf Turnieren geritten. Heute verbringt Karl Nöthen nur noch wenige Stunden im Stall. Auf Trapp halten ihn unter anderem ehrenamtliche Tätigkeiten und 13 Enkelkinder.

Ein anderes ausfüllendes Hobby hat der Wuppertaler Siegfried Rochler. „Ich male jeden Tag, oftmals mehrere Bilder gleichzeitig, um diese dann an Freunde oder Familienangehörige — ich habe zehn Enkel und fünf Urenkel — zu verschenken.“ Nicht nur das: Ein Gemälde des 73-Jährigen (rechts) wurde bei einer Veranstaltung für einen guten Zweck versteigert und erzielte dabei mehrere hundert Euro.

Die Katzenzucht ist das Hobby der 60-jährigen Ilja Boddenberg. Etwa 20 Jahre ist es her, dass das ehemalige Betriebsratsmitglied eines Großhandels für Molkereiprodukte die Liebe zu orientalischen Edelkatzen (Burmesen und Silberburmesen) entdeckt hat.

„Ich habe dieses Hobby mit Bedacht gewählt. Es sollte etwas sein, das ich auch im Alter gut ausüben kann“, sagt sie. Mittlerweile sei das Hobby zum echten Fulltime-Job avanciert. Ilja Boddenberg züchtet, stellt die Katzen aus, organisiert selber Ausstellungen und reist so durch halb Deutschland.

„Ich habe genug zu tun. Die Katzen sind wie Lebensgefährten auf vier Beinen.“ Vor vier Jahren hat sie ihren Ausstieg aus dem Berufsleben selbst gewählt.

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