Lohnt sich ein Bausparvertrag?

Wer sich den Wunsch vom Eigenheim erfüllen möchte, ist heute mit Bausparen nicht immer gut beraten.

Lohnt sich ein Bausparvertrag?
Foto: Systaic

Düsseldorf. Günstige Zinsen locken viele Menschen, einen Bausparvertrag abzuschließen. Doch oft gibt es bessere Wege zum Eigenheim.

Lohnt sich ein Bausparvertrag?
Foto: dpa

Wer aber schon lange einen solchen Vertrag hat, der sollte sich nicht aus dem Paradies vertreiben lassen.

Die Versprechen klingen verlockend: Zinsen um die 1,5 Prozent für ein Baudarlehen soll es geben — eines Tages — wenn der Verbraucher schon jetzt einen Bausparvertrag abschließt.

Laut Verband der Privaten Bausparkassen haben deren Mitgliedsinstitute allein im ersten Halbjahr 2013 ein Viertel mehr solcher Verträge an den Kunden gebracht als im Vorjahreszeitraum. Doch viele Experten stehen dem Produkt Bausparvertrag ablehnend gegenüber.

Zu mickrig seien die Guthabenzinsen, mit denen sich die Sparer jahrelang begnügen müssen, um eines Tages in den Genuss der Billig-Darlehen kommen zu können.

Niedrige Zinsen für Langeinzahler

Zudem erhält der Interessent nur dann besonders niedrige Darlehenszinsen, wenn er besonders lange eingezahlt hat. Die Frage ist, ob sich dieser Mix am Ende rechnet — und er ist zudem mit einer Wette auf die Zukunft verbunden.

Denn wie das allgemeine Zinsniveau zum Zeitpunkt der Zuteilung ist, weiß bei Abschluss niemand. Dazu kommt, dass allein die Zuteilung aus dem Bausparvertrag in der Regel nicht reicht, um die Immobilie zu finanzieren.

Banksparplan als Alternative

Darum ist es bei Banken und Sparkassen beliebt, die Zuteilung aus dem Bausparvertrag auch noch mit einem hauseigenen Annuitätendarlehen zu verbinden. Ob das im Wettbewerb die beste Kombination ist? Der Kunde kann das kaum wissen, wenn er heute anfängt bauzusparen.

Die überschaubarere Alternative ist da, mit einem Banksparplan langfristig Geld zu weit besseren Renditen anzusparen. Hier sind gegenwärtig Zinsen von mehr als 1,5 Prozent garantiert. Mit einem Sparplan auf ein börsennotiertes Papier — etwa ein Indexzertifikat auf den Dax — lassen sich im Schnitt über lange Zeiträume noch höhere Renditen erwirtschaften (bei höherem Risiko).

Finanzierung online berechnen

Die angesparte Summe können Anleger schließlich nutzen, um frei die günstigste Baufinanzierung zu wählen — etwa mit der Suche über den Baufinanzierungsrechner auf der Internetseite unserer Zeitung. Mit dieser Kombination der renditestärksten Angebote bleiben künftige Häuslebauer flexibel und stets Herr über ihre eigene Baufinanzierung.

Alte Verträge mit hohen Zinsen

Anders sieht die Situation für all jene aus, die in Zeiten hoher Zinsen einen Bausparvertrag abgeschlossen haben: Manche können heute damit zwischen vier und fünf Prozent Zinsen kassieren, mit Zulagen sogar sechs Prozent.

Mögliche Kündigung

Doch das ist in der Niedrigzinsphase gleichzeitig der Alptraum der Bausparkassen. Einige versuchen deshalb, teure Altkunden loszuwerden. Die Bausparkasse Wüstenrot kündigte vor einigen Monaten etwa rund 15 000 Altverträge.

Auch BHW, Schwäbisch Hall und Landesbausparkassen zogen nach. Dabei haben die Bausparkassen oft eine legitime Begründung: Die vereinbarte Sparsumme ist erreicht.

„Kündigt eine Bausparkasse einen voll besparten Vertrag, können Kunden sich kaum wehren“, sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale NRW. Solche Verträge dürfen die Anbieter mit einer Frist von drei Monaten kündigen.

Langfristig profitieren

Darum sollten Bausparer mit gut verzinsten Altverträgen vor dem Erreichen der vertraglich vereinbarten Summe (meist etwa 85 Prozent) die Einzahlungen stoppen — etwa, indem sie den Vertrag beitragsfrei stellen.

So profitieren sie auf Dauer weiter von den Spitzenzinsen — wenn dieser Trick laut Vertrag zulässig ist, sagt die Finanzexpertin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort