Die deutsch-spanische Gemüsekrise

Wo kamen die Keime an die Gurken? Die Staaten sind uneins.

Madrid. Schwere Gurkenkrise in Spanien: In Kisten stapeln sich zigtausende Gurken in den Lagerhallen der südspanischen Bauernkooperativen. Nach der Nachricht aus Deutschland und nun auch aus Dänemark, dass sich der gefährliche Ehec-Erreger auf mehreren spanischen Exemplaren aus Bio-Anbau befindet, ist der spanische Gurken-Export Richtung Nordeuropa weitgehend zusammengebrochen.

Auch wenn noch unklar ist, wo und wie die heimtückischen Bakterien auf die Gewächse kamen. Man weiß, dass drei jener auf dem Hamburger Großmarkt sichergestellten Salatgurken, auf denen der Durchfall-Erreger festgestellt wurde, aus dem südspanischen Gemüse-Anbaugebiet rund um die andalusische Küstenstadt Almeria stammen.

Spaniens Regierung und auch die Bauern sehen ihre Gurken dennoch zu Unrecht unter Verdacht. Die politisch-bäuerliche Abwehrfront vermutet, dass der Infektionsherd keineswegs in der spanischen Landwirtschaft, sondern irgendwo in der Transport- und Vertriebskette zu suchen ist. „Wir glauben“, spricht Antonio Lavao den spanischen Bauern aus der Seele, „das man unsere Gurken benutzt“, um von Problemen in Deutschland abzulenken. Lavao ist Geschäftsführer von Frunet in dem Ort Algarrobo, eine der beiden Kooperativen, welche die Verdachts-Gurken vertrieben hat. Am 12. Mai habe man eine Gurkenlieferung per Lkw nach Hamburg geschickt. „Am 16. Mai wurden wir informiert, dass eine Palette im Hamburger Großmarkt umgestürzt ist.“ Möglicherweise sei dabei das Gemüse verunreinigt worden.

Hamburgs Gesundheitsbehörden wiesen diese Theorie umgehend zurück. Die mit dem Ehec-Erreger beschlagnahmten Beweisstücke stammten nicht nur von einer Palette, sondern von mehreren — so dass man die „Umkipp-Theorie “ ausschließen könne.

Spaniens Landwirtschaftsministerin Rosa Aguilar nimmt die heimischen Produzenten trotzdem pflichtbewusst in Schutz: „Es ist nicht bewiesen, dass sich die Infektion in Spanien ereignet hat.“ Man habe bei der Europäischen Union und der Bundesregierung eine Beschwerde gegen die deutschen Berichte eingelegt.

In Spanien selbst sollen bisher weder belastete Gurken noch Krankheitsfälle aufgetaucht sein. Ein Sprecher von EU-Gesundheitskommissar John Dalli in Brüssel leistete entsprechend Schützenhilfe: „Die Kontaminierung könnte sich auch auf dem Transport oder während der Verteilung ereignet haben.“ Der spanische Bauernverband warnte davor, dass der Landwirtschaft „irreparable Schäden“ entstehen könnten. Der Obst- und Gemüsesektor mache fast 40 Prozent der Agrarproduktion aus.

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