Was tun, wenn ich bedroht und belästigt werde

Düsseldorf. "Wenn Du zur Polizei gehst, dann bist Du reif." Was macht man in einer solchen Situation? "Natürlich lässt sich das nicht unabhängig vom Einzelfall beurteilen", sagt Karl-Günther Theobald, Psychologe bei der Opferschutzorganisation Weißer Ring.

Aber eines sollte sich der Bedrohte doch klar machen: "Gerade wenn er oder sie die Sache öffentlich macht, sprich: zur Polizei geht, ist in diesem Augenblick für den Bedrohenden klar: Wenn ich jetzt meine Drohung wahr mache, fällt der Verdacht automatisch auf mich." Das sei schon durchaus ein Schutz für das Opfer.

Viel mehr als mit punktuellen Bedrohungen hat der Weiße Ring mit dem zermürbenden Nachstellen, dem so genannten Stalking, zu tun. Theobald schildert das Muster dieser sich manchmal über Jahre hinziehenden Einschüchterungen: "Durch ständige Kontaktaufnahme, Telefonanrufe zur Schlafenszeit, signalisiert der Täter: Du hast keine Chance zu entkommen. Gerüchte werden im Bekanntenkreis oder beim Arbeitgeber gestreut. Das Ziel: das Opfer zu vereinsamen, zu isolieren."

Doch gerade der gemeinsame Bekanntenkreis kann auch eine Chance für das Opfer sein. Theobald: "Man sollte Verbündete suchen, die vielleicht einen anderen Zugang zum Täter haben. Die ihm klarmachen, dass er, wenn er weitermacht, selbst der Verlierer sein kann - strafrechtlich aber auch hinsichtlich seiner eigenen sozialen Kontakte." Theobald gesteht zu, dass auch der Weiße Ring "keinen Schlüssel hat, den man einfach umdreht, und dann ist der Albtraum vorbei." Doch der Verein kann wichtige Hilfe geben, um dem Opfer aus der Spirale herauszuhelfen und es darin zu bestärken: "Lebe und handle - nicht gegen den Stalker, sondern für Dich."

Je früher Schritte unternommen werden, umso besser. Der Rat des Weißen Rings: Teilen Sie dem Stalker unmissverständlich mit, dass Sie keinen Kontakt wünschen, und bleiben Sie selbst konsequent, das heißt: Ignorieren Sie ihn danach. Jede Reaktion kann ihn ermutigen, weiterzumachen.

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